Smartphones, Mikrowellen, Roboter: Technologien wie diese könnten gefährdet sein, da Deutschland vom Import der zur Herstellung benötigten Rohstoffen auch aus China abhängig ist. Wie groß diese Abhängigkeit ist, geht aus einer aktuellen Studie des ifo Instituts hervor. Demnach besteht „dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten“ bei neun wichtigen Mineralen. Dies könne erreicht werden, indem „mehr Bezugsquellen“ gewonnen würden.
- Kobalt
- Bor
- Silizium
- Graphit
- Magnesium
- Lithium
- Niob
- Seltene Erden
- Titan
Ist der deutsche Mittelstand in Gefahr?
„Die Unternehmen müssen sich noch stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe kümmern“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Viele dieser Rohstoffe kämen in autokratischen Ländern vor. Daher müssen sich den Studienautoren zufolge auch Bundesregierung und EU-Kommission der Problematik annehmen:
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China ist eine Autokratie, in der auch sogenannte „Seltene Erden“ vorkommen. Seltene Erden finden beispielsweise in Flachbildschirmen, Radargeräten und in der Radiologie Verwendung. Insgesamt ist der kommunistisch regierte Staat laut Studie bei sieben der genannten neun besonders kritischen Rohstoffe einer der größten Anbieter am Weltmarkt.
Überdies obliegt dem Land eine führende Stellung, da es über ausgereifte und umfassende Industrieketten für diese Metalle verfügt – im Gegensatz beispielsweise zur Türkei. Dort war zuletzt Medienberichten zufolge ein großes Seltene-Erden-Vorkommen entdeckt worden. Die Studienautoren warnen nun: Der direkte Bezug für den Mittelstand vieler dieser Rohstoffe berge „große geschäftliche und rechtliche Risiken“.
Schon Corona und der Krieg haben die Lieferketten stark belastet
Die Wissenschaftler halten fest, dass Lieferkettenstörungen bei den genannten Rohstoffen besonders problematisch sind. Der Grund: Alternative Quellen könnten nur langfristig erschlossen werden. Versorgungskrisen, wie sie bei der Corona-Pandemie und im Ukraine-Krieg aufgetreten seien, belegten dies, so die Studienautoren.
Das ifo-Institut kritisiert zudem geplante Gesetze auf nationaler und europäischer Ebene. Diese würden wohl die Abhängigkeit Deutschlands von anderen Rohstoffhändlern noch verschärfen. Auch vergrößere sich die Marktdominanz von Exporteuren wie China. Die Forscher schlagen daher vor, Recycling von Rohstoffen zu fördern. Die Marktmacht Chinas spricht Studienautorin Lisandra Flach zufolge dafür, die Handelsbeziehungen zu Ländern wie Thailand und Vietnam zu verstärken. Dort kommen ebenfalls Seltene Erden vor.
Argentinien, Brasilien, USA und Australien kämen für andere kritische Rohstoffe in Betracht, so die Außenhandelsexpertin. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier spricht sich überdies dafür aus, dass verstärkt Abkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten abgeschlossen werden. Auch Indonesien und Indien seien „relevant“. Den Experten zufolge können so neue und nachhaltige Rohstoffquellen erschlossen und Lieferketten widerstandsfähiger gemacht werden.
