Im Exil gestorben: Pakistans Ex-Präsident Pervez Musharraf ist tot
1999 putschte er sich an die Macht und regierte als Militärmachthaber das Land. Nun ist Musharraf im Alter von 79 Jahren in Dubai gestorben.

Der frühere pakistanische Präsident und Militärmachthaber Pervez Musharraf ist tot. Er starb am Sonntag in Dubai nach langer Krankheit, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Musharraf wurde 79 Jahre alt. 2018 wurde bei Musharraf die chronische Stoffwechselkrankheit Amyloidose diagnostiziert. Seit vergangenem Jahr wurde er seiner Familie zufolge beatmet.
Musharraf wurde 1943 in Neu Delhi geboren. Nach der Teilung Indiens zog die muslimische Familie nach Pakistan. Sein Vater war Diplomat. Nach einer Laufbahn im Militär wurde er 1998 wurde er zum Armeechef befördert. „Ich wurde bekannt als guter Anführer“, schrieb er in seiner Autobiografie. „Ich bin stolz darauf zu sagen, dass ich von jedem unter meinem Kommando immer geliebt wurde.“ In dieser Uniform putschte er sich als Generalstabschef im Oktober 1999 auch an die Macht.
Pervez Musharraf: Vom Machthaber zum Exilanten
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington schloss sich Musharraf dem von US-Präsident George W. Bush geführten Antiterrorkampf an. Aus Sicht der einflussreichen Islamisten im Land wurde Musharraf damit zum Verräter. Mehrere Mordanschläge und Todesdrohungen durch die Taliban folgten. Auch wenn er sich offiziell auf die Seite der USA stellte – religiöse Extremisten ließ Musharraf lange Zeit weitgehend unbehelligt gewähren. Pakistan wurde damals wie heute verdächtigt, ein doppeltes Spiel zu spielen.
Noch während seiner Amtszeit legte Musharraf 2006 seine Autobiografie „In the Line of Fire“ (In der Schusslinie) vor. Während Musharraf sich darin als einen geborenen und rechtmäßigen Anführer darstellte, hielten ihn viele Pakistaner schon damals für den falschen Präsidenten. Als Zugeständnis an seine wachsenden Kritiker legte er 2007 die Uniform, trat als Militärchef zurück und verlor so zugleich seine wichtigste Machtbasis.
Die erste von Musharraf angekündigte Parlamentswahl geriet zu einem Fiasko für den Präsidenten und seine Regierungspartei, die Pakistanische Muslim-Liga. Musharraf stand zwar selbst nicht zur Wahl, die Abstimmung wurde aber als Referendum über seine Politik gewertet. Die Opposition siegte haushoch und trieb Musharrafs Entmachtung voran. Nach seinem Rücktritt und einigen Jahren im Exil kehrte er 2013 nach Pakistan zurück, um erneut zu kandidieren, was ihm allerdings ein Gericht untersagte.
Anklage wegen Hochverrats und Todesurteil
Die Jahre nach Musharrafs Rückkehr waren von Anklagen und Prozessen gezeichnet. Er wurde unter Hausarrest gestellt, mehrere Gerichtsverfahren wurden gegen ihn eröffnet, darunter für die mutmaßliche Beteiligung an der Ermordung der Oppositionellen und ehemaligen Premierministerin Benazir Bhutto.
2014 folgte eine Anklage gegen ihn wegen Hochverrats. Ihm wurde vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustandes 2007 die Verfassung außer Kraft gesetzt zu haben. Musharraf wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. 2016 wurde ihm gestattet, das Land zu verlassen, um sich in Dubai medizinisch behandeln zu lassen. Zuvor hatte er versprochen, sich nach seiner Rückkehr allen Vorwürfen zu stellen.
Im Dezember 2019 verurteilte ein Sondergericht in der Hauptstadt Islamabad Musharraf überraschend zum Tode. Das Urteil wurde aber bereits weniger als einen Monat später wieder aufgehoben. In seine Heimat kehrte er nicht mehr zurück.
