Impfaffäre: Anklage gegen suspendierten OB von Halle
Oberbürgermeister Wiegand soll dafür gesorgt haben, dass 17 Mitarbeiter und Stadträte eine Corona-Impfung erhielten – obwohl sie noch keinen Anspruch hatten.

In der Impfaffäre um den vom Dienst suspendierten Oberbürgermeister von Halle an der Saale, Bernd Wiegand (parteilos), hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Politiker erhoben. Wiegand und seiner früheren Büroleiterin werden gemeinschaftliche veruntreuende Unterschlagung und Fälschung beweiserheblicher Daten im besonders schweren Fall vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft Halle am Mittwoch mitteilte.
OB Wiegand wurde im Juni seines Amtes enthoben
Wiegand und seine frühere Büroleiterin sind den Ermittlungen zufolge „hinreichend verdächtig“, vorsätzlich dafür gesorgt zu haben, dass neun Mitglieder des vom Oberbürgermeister geleiteten Krisenstabs sowie acht Stadträtinnen und Stadträte eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten hätten, obwohl sie nach der damals geltenden Priorisierung keinen Anspruch darauf hatten. Auch habe der Impfstoff nicht zu verfallen gedroht.
Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen Wiegand und seine Büroleiterin ein Protokoll über eine Sitzung des städtischen Pandemiestabs zudem nachträglich verändert haben, um ihr Vorgehen zu verschleiern und den Stadtrat zu täuschen. Dadurch sei der Eindruck entstanden, das Vorgehen der Angeschuldigten sei von dem Pandemiestab nach Beratung gebilligt beziehungsweise genehmigt worden.
Wegen der Impfaffäre wurde Wiegand im vergangenen Juni vorläufig seines Amtes enthoben. Mit Klagen dagegen vor Gericht war er nicht erfolgreich.
