Inflation in Deutschland sinkt im Juni leicht auf 7,6 Prozent

Energiepreissprünge und deutlich gestiegene Lebensmittelpreise treiben die Inflation in Deutschland nach oben. Im Juni lässt die Dynamik aber etwas nach.

Die Inflation sinkt leicht
Die Inflation sinkt leichtdpa/Patrick Pleul

Wiesbaden-Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Juni etwas verlangsamt. Nach einer ersten Schätzung des Statischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise um 7,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie die Wiesbadener Behörde am Mittwoch mitteilte. Im Mai war die Jahresteuerungsrate getrieben vor allem von kräftigen Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel auf 7,9 Prozent gestiegen. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit fast 50 Jahren.

Wie in den vergangenen Monaten stiegen auch im Juni besonders die Energiepreise - die Rate betrug 38 Prozent im Vorjahresvergleich, wie die Statistiker weiter mitteilten. Auch Nahrungsmittel verteuerten sich stark, hier kletterten die Preise um 12,7 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen dagegen legten nur um 2,1 Prozent zu.

Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt wirken sich aus

Deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Stufen wirkten sich dabei preiserhöhend aus, erläuterten die Statistiker. Hinzu kämen preistreibende Effekte unterbrochener Lieferketten infolge der Corona-Pandemie.

Sondereffekte wie die Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts sind in den Ergebnissen enthalten, wie das Statistikamt erklärte. In welchem Ausmaß sie sich genau ausgewirkt haben, lasse sich mit den vorläufigen Ergebnissen aber noch nicht darstellen. Auf diese Effekte werde das Statistische Bundesamt mit der Veröffentlichung der endgültigen Ergebnisse am 13. Juli eingehen.

Die Bundesregierung versucht, die Menschen unter anderem durch einen befristeten Tankrabatt und ein 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu entlasten. Am 4. Juli will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer sogenannten Konzertierten Aktion zusammen mit Spitzenvertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber darüber beraten, wie die Preisentwicklung in den Griff zu bekommen ist.

Bei der von Anfang Juni bis Ende August geltende Steuerentlastung auf Kraftstoffe geht es inklusive Mehrwertsteuer um 35,2 Cent bei Superbenzin und 16,7 Cent bei Diesel. Nicht alles davon kam bislang aber bei den Verbrauchern an. Nach Ansicht des ADAC sind beide Kraftstoffe trotz jüngster Rückgänge vergleichsweise zu teuer.

Inflation so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern gab es ähnlich hohe Werte im Winter 1973/1974. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil diese sich für einen Euro dann weniger leisten können.

Viele Menschen in Deutschland - ob berufstätig oder arbeitssuchend - wollen angesichts der hohen Inflation ihre Lebensmitteleinkäufe und die Ausgaben für Bekleidung und Schuhe einschränken. Das geht aus einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung hervor, für die Ende April und Anfang Mai gut 6200 Personen befragt wurden. Über alle Einkommensgruppen hinweg wollen demnach 39 Prozent der Befragten künftig weniger Nahrungs- und Genussmittel kaufen. Bei Bekleidung und Schuhen will sich mehr als jeder Zweite (53 Prozent) einschränken.