Nancy Faeser steht als Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl bereit

Unverständnis beim Koalitionspartner: „Die Führung des Bundesinnenministeriums ist kein Teilzeitjob.“ Bundeskanzler Olaf Scholz springt ihr zur Seite.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)Bernd von Jutrczenka/dpa

Bundesinnenministerin Nancy Faeser steht als Spitzenkandidatin der SPD für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober bereit. Innenministerin will sie bleiben, wie die Vorsitzende der hessischen SPD in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview dem Spiegel sagte.

Diese denkbare Doppelrolle stieß bei den politischen Konkurrenten bereits im Vorfeld auf massive Kritik: Beide Aufgaben parallel gut auszuüben, sei fast nicht zu schaffen, heißt es.

In Hessen sind die Sozialdemokraten seit 1999 in der Opposition. Selbst mit einer mittlerweile bundesweit bekannten Spitzenkandidatin wäre ein SPD-Sieg in Hessen jedoch keineswegs ausgemacht: Bei einer Wahlumfrage im vergangenen Herbst kam die CDU in Hessen auf 27 Prozent der Stimmen, Grüne und SPD landeten bei jeweils 22 Prozent.

Landtagswahl: Dreikampf der bekanntesten hessischen Politiker

Die hessischen Christdemokraten gehen mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Boris Rhein ins Rennen, der erst vor wenigen Monaten den langjährigen Regierungschef Volker Bouffier (CDU) abgelöst hat. Für die seit 2014 in Hessen mitregierenden Grünen kandidiert Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Mit der Kandidatur Faesers gibt es einen Dreikampf der bekanntesten hessischen Politiker bei der Landtagswahl am 8. Oktober. Dass die frühere SPD-Fraktionsvorsitzende bei einer Wahlniederlage der Sozialdemokraten nur Juniorpartnerin in einer Landesregierung wird oder erneut auf die harte Oppositionsbank im hessischen Landtag zurückkehrt, gilt als schwer vorstellbar.

Kritik an Innenministerin: Kanzler Scholz verteidigt Faeser

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm seine Innenministerin gegen Kritik in Schutz: Faeser werde ihr Ministeramt trotz ihrer Entscheidung für die Spitzenkandidatur der Hessen-SPD mit voller Kraft ausfüllen, sagte Scholz am Donnerstagabend bei einem Bürgerdialog im hessischen Marburg. „Nancy Faeser, von der ich weiß, dass das eine sehr, sehr pflichtbewusste Frau ist, wird jeden Tag alles tun für die Aufgabe, die sie hat“, sagte Scholz.

Der Kanzler wies darauf hin, dass es in der Politik dazugehöre, dass eine Amtsträgerin oder ein Amtsträger für ein anderes Amt kandidiert. Er gehe davon aus, dass Faeser nach vielen Jahren in der hessischen Landespolitik gut bei der Wählerschaft ankomme. „Ich weiß, dass das eine Frau ist, die hier aufgewachsen ist, die Hessin ist“, sagte Scholz.