Intensivmediziner: Tausende Betten weniger als noch zu Jahresbeginn
Vielen Kliniken fehlt Personal, um eine hohe Zahl an Intensivbetten zu betreiben. Müssen erneut Operationen abgesagt werden, wenn die Corona-Zahlen steigen?

Berlin-Deutschland hat seit Jahresbeginn nach Angaben von Medizinern etwa 4000 Intensivbetten verloren. Grund dafür sei, dass viele Pflegekräfte wegen der Belastungen ihren Beruf beendet oder ihre Arbeitszeit reduziert hätten, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, am Dienstag dem MDR. Man werde zwar alle Covid-19-Patienten versorgen können. „Aber wenn die Zahlen wieder deutlich nach oben gehen, werden wir wieder Operationen absagen. Das ist natürlich nicht das, was wir wollen.“
Mit etwa 1600 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sei die Lage derzeit bewältigbar, sagte Marx weiter. Man wisse aber, dass sich das Virus im Herbst und Winter wieder ausbreiten wird. Entsprechend rechne man mit einer Zunahme im Winter. „Das macht uns schon Sorge.“ Bereits am Donnerstag hatte die Divi mitgeteilt, derzeit seien 22.207 Intensivbetten als betreibbar gemeldet, zu Jahresbeginn seien es 26.475 gewesen.
Spahn: „Impfen, Abstand, Hygieneregeln“
Mit Blick auf das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angepeilte Auslaufen der Corona-Notlage in Deutschland sagte Marx: „Es gibt schon ein hohes Risiko, dass die Geschwindigkeit der Infektionen sich deutlich erhöhen kann.“ Daher brauche es auf jeden Fall entsprechende Maßnahmen. Diese müssten politisch entschieden werden. Die wichtigsten Maßnahmen, die die Bürger umsetzen könnten, seien nach wie vor „Impfen, Abstand, Hygieneregeln“.
Im Frühjahr 2021 wurde die Debatte angestoßen, die Zahl der Intensivbetten werde verringert, um so eine höhere Auslastung der Stationen melden zu können. Der Vorwurf: Eine höhere Auslastung bedeute mehr Geld für die Krankenhäuser. Die Divi wies diese Behauptung zurück. „Niemand baut Betten ab, aber wir haben einfach nicht das Personal, um sie zu betreiben“, sagte eine Divi-Sprecherin damals der Deutschen Presse-Agentur.
