Berliner Intensivmediziner: „Wir sind pandemiemüde“
Die Lage auf den Intensivstationen habe sich zwar deutlich entspannt, die Mutationen würden jedoch „erhebliche Sorge“ bereiten.

Berlin-Der Berliner Intensivmediziner Jörg Weimann hat vor allzu frühen Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen gewarnt. Dies geht aus einem Interview des RBB hervor. Der Chefarzt für interdisziplinäre Intensivmedizin am Berliner Sankt-Gertrauden-Krankenhaus sagte über die auch in Berlin sich vervielfachenden Corona-Mutationen, dass sie „uns erhebliche Sorge“ machen würden.
Auch wenn sich die Situation in den Berliner Intensivstationen zuletzt deutlich entspannt habe, weil die Lockdown-Maßnahmen wirken würden, sei man immer noch zu fast 25 Prozent mit Corona-Patienten belegt. Zu Spitzenzeiten seien ungefähr 450 Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt worden, jetzt seien es „unter 300“, sagte der Landesvorsitzende des Bundes der Anästhesisten. Die Covid-19-Patienten kämen allerdings zu den Patienten dazu, die man sowieso zu betreuen habe. Die Teams in den Krankenhäusern seien „pandemiemüde“.
Man sehe jeden Tag vor Ort, was es bedeuten würde, wenn man lockern würde. Er erinnerte daran, dass auf den Intensivstationen immer noch fast doppelt so viele Patienten behandelt würden als auf dem Höhepunkt der ersten Welle im Frühjahr 2020. Weimann warnte davor, dass sich die Mutante B.1.1.7 hierzulande so ausbreite wie in England, Portugal oder Irland. Dann gehe alles wieder von vorne los. Das könne den Gesundheitsbereich auch wieder an seine Grenzen bringen, so der Mediziner.
Weimann wies in dem Interview zudem auf die Arbeitsbedingungen von Pflegern hin. „Ich sehe dazu keine nachhaltige Strategie“, sagte Weimann.
