Irak: Mindestens 32 Tote und 110 Verletzte bei Doppelanschlag in Bagdad

Noch hat sich niemand zur Tat bekannt. Die Behörden in Bagdad glauben aber, dass der „Islamische Staat“ (IS) dahinterstecken könnte. 

Verkäufer inspizieren den Ort eines tödlichen Anschlags, einen Straßenmarkt für gebrauchte Kleidung im Stadtzentrum. Zwei Attentäter hätten sich während einer Verfolgungsjagd mit Sicherheitskräften in die Luft gesprengt.  
Verkäufer inspizieren den Ort eines tödlichen Anschlags, einen Straßenmarkt für gebrauchte Kleidung im Stadtzentrum. Zwei Attentäter hätten sich während einer Verfolgungsjagd mit Sicherheitskräften in die Luft gesprengt. AP/Ameer Al Mohammedaw

Bagdad- Der erste schwere Terroranschlag in Bagdad seit rund drei Jahren hat die irakische Hauptstadt in einen Schockzustand versetzt. Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich am Donnerstag auf einem Platz im Zentrum der Stadt in die Luft und rissen mindestens 32 Menschen mit in den Tod, wie das irakische Gesundheitsministerium mitteilte. 110 Menschen seien verletzt worden. Zu der Tat im Viertel Bab al-Scharki bekannte sich zunächst niemand. Der Verdacht richtete sich aber gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).

Die beiden Attentäter hätten sich während einer Verfolgungsjagd mit Sicherheitskräften auf einem Marktplatz in die Luft gesprengt, sagte Armeesprecher Jahia Rasul. Ein Augenzeuge berichtete einem irakischen TV-Sender, die Detonationen hätten sich im Abstand von rund zehn Minuten ereignet. Der erste Attentäter habe vorgegeben, krank zu sein, um Hilfe gerufen und die Bombe gezündet, als Menschen um ihn herum standen.

Auf einem Video, das den zweiten der beiden Anschläge zeigen soll, ist zu sehen, wie es auf einer belebten Straße zu einer Explosion kommt. Andere Aufnahmen zeigten, wie Tote und Verletzte nach der Detonation auf der Erde lagen. Retter versorgten die Opfer.

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Die Sicherheitslage in Bagdad hatte sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Der Irak leidet aber immer noch unter den Folgen des Kampfes gegen die sunnitische IS-Terrormiliz, die zwischen 2014 und 2017 große Gebiete im Norden und Westen des Iraks beherrscht hatte. Immer wieder erschütterten damals auch Terrorattentate das Land. Einer der schwersten Anschläge der vergangenen Jahre ereignete sich im Januar 2018, als zwei Attentäter auf einem belebten Marktplatz in Bagdad 38 Menschen mit in den Tod rissen.

Zusammenhang mit Vereidung Bidens nicht ausgeschlossen

Die irakischen Sicherheitskräfte konnten den IS mit internationaler Unterstützung – insbesondere der USA, aber auch von Deutschland – militärisch besiegen. Zellen der Terroristen sind aber weiterhin aktiv und verüben Anschläge. In Bagdad kam es in vergangenen Monaten zudem immer wieder zu Raketenangriffen, die sich auch gegen irakische Militärstützpunkte richteten, die von US-Truppen genutzt werden. Dafür werden Milizen verantwortlich gemacht, die eng mit dem Iran verbündet sind. Sie wollen den Abzug der US-Truppen erreichen.

Die UN und die US-Botschaft in Bagdad verurteilten den Anschlag. Der Angriff sei ein „verwerflicher Akt der Feigheit“, teilte die Botschaft über Twitter mit. Iraks Präsident Barham Salih erklärte, der Angriff richte sich gegen die „großen nationalen Verdienste“.

Der Zeitpunkt des Doppelanschlags könnte in direktem Zusammenhang mit der Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten Joe Biden am Mittwoch stehen. Unter seinem Vorgänger Donald Trump hatten die USA die Zahl ihrer Truppen in dem Krisenland verringert. Das Pentagon teilte in der vergangenen Woche mit, die Reduzierung auf 2500 Soldaten sei vollzogen. Die Iraker sollen in diesem Jahr zudem vorzeitig ein neues Parlament wählen. Die Regierung hatte die zunächst für Juni geplante Abstimmung in dieser Woche auf den 10. Oktober verlegt.

Die politische Lage im Land ist generell instabil. Zudem leidet der von Öleinnahmen abhängige Irak wegen der niedrigen Ölpreise unter einer schweren Wirtschaftskrise. Er gehört zudem zu den Ländern der Region, die von der Corona-Pandemie am stärksten betroffen sind.

Papst Franziskus betet für die Toten

Papst Franziskus hat den Terroranschlag im Irak als „sinnlosen Akt der Brutalität“ verurteilt. Das katholische Kirchenoberhaupt plant für Anfang März eine Reise in das Land. Der Papst sei „zutiefst betrübt“ gewesen, als er von dem Attentat in der Hauptstadt Bagdad mit vielen Toten und Verletzen erfahren habe, teilte der Kirchenstaat am Donnerstag mit. „Er bedauert diesen sinnlosen Akt der Brutalität und betet für die Toten und ihre Familien, für die Verletzten und das anwesende Rettungspersonal“, hieß es in einem Telegramm des Vatikans an den irakischen Präsidenten Barham Salih. Das Schreiben war von Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet.

Der 84-jährige Franziskus will vom 5. bis 8. März in das Land und unter anderem auch nach Bagdad fahren. Das hatte der Vatikan im Dezember 2020 angekündigt.