Wien/Teheran-Der Iran hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Anreicherung von Uran auf 60 Prozent beschleunigt. Teheran habe die Kapazität seiner Anreicherungsanlage in Natans erhöht, erklärte IAEA-Leiter Rafael Grossi in Wien. Demnach sind dort nun zwei statt einer Kaskade von Zentrifugen im Einsatz. Teheran erklärte am Mittwoch, diese Aktivitäten stünden im Einklang mit internationalen Verpflichtungen des Iran.
„Alle Nuklearprogramme und -maßnahmen sind in völliger Übereinstimmung mit dem Atomwaffensperrvertrag und den iranischen Sicherheitsverpflichtungen“, erklärte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums. Sie stünden zudem unter der Aufsicht der IAEA und seien zuvor angekündigt worden.
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Mitte April hatte der Iran damit begonnen, Uran auf 60 Prozent anzureichern. Das internationale Atomabkommen von 2015 gestattet dem Iran lediglich eine Urananreicherung von 3,67 Prozent für eine zivile Nutzung von Atomenergie. Der Schwellenwert der Urananreicherung für eine militärische Nutzung von Atomkraft liegt bei 90 Prozent.
Teheran zieht sich zunehmend aus Atomabkommen zurück
Das Atomabkommen soll den Iran am Bau von Atomwaffen hindern, im Gegenzug wurden die internationalen und nationalen Sanktionen gegen das Land aufgehoben. Allerdings waren die USA 2018 unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump einseitig aus dem Abkommen ausgestiegen, hatten Wirtschaftssanktionen wiedereingeführt und weiter verschärft.
Im Gegenzug zieht sich Teheran seit einiger Zeit ebenfalls schrittweise aus der internationalen Vereinbarung zurück. Die im April aufgenommenen Verhandlungen über einen Neustart des Atomabkommens in Wien waren nach der Wahl des Hardliners Ebrahim Raisi zum iranischen Präsidenten zum Stillstand gekommen.
Auswärtiges Amt: Iran verstößt mit Beschleunigung gegen Abkommen
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Mittwoch in Berlin, mit der Beschleunigung der Urananreicherung verstoße der Iran „eindeutig“ gegen das Abkommen. „Der Iran hat keine plausible Begründung für diese Schritte“, sagte der Sprecher weiter. Diese „sehr negativen Schritte sehen wir umso kritischer, als der Iran derzeit die Wiener Atomverhandlungen ausgesetzt hat“.
Die Bundesregierung fordere den Iran auf, „mit einem konstruktiven Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren“. Die iranische Regierung „sollte die Chance auf eine Einigung in Wien nicht verspielen“, sagte der Sprecher.
