Iran: Tanzvideo geht viral – Frauen trotzen dem Tanzverbot
Tanzend und ohne Kopftuch: Anlässlich des Weltfrauentags am Mittwoch stellten fünf Frauen ein Tanzvideo von sich ins Netz – und setzten ein Zeichen.

Eine Gruppe junger iranischer Frauen hat online mit einem Tanzvideo in einem Hauptort jüngster Proteste für Aufsehen gesorgt. In dem rund 40 Sekunden langen Clip tanzen fünf Frauen mit lockerer Kleidung ohne das verpflichtende Kopftuch vor Häuserblocks einer bekannten Gegend in der Hauptstadt Teheran.
Nutzer teilten das Video in den sozialen Medien tausendfach. Es zeigt im Hintergrund Hochhäuser des Stadtteils Ekbatan, einem der Hauptorte der jüngsten Protestwelle. Verbreitet wurde das Video anlässlich des Weltfrauentags bereits am Mittwoch.
Ich habe mehrere Quellen gefragt, weil ich es fast nicht glauben konnte, aber das Video ist aus Ekbatan (Teheran). Nachträgliche Grüße zum Frauenkampftag! Ihr seid so unglaublich mutig. #IranRevolution #IRGCterrorists pic.twitter.com/JnknEgTCI1
— Shoura Hashemi (@ShouraHashemi) March 9, 2023
Frauen ist das Tanzen in der Öffentlichkeit im Iran verboten. Auch Verstöße gegen die Kopftuchpflicht werden bestraft. Nach den Protesten im Herbst gegen das islamische Herrschaftssystem ignorieren jedoch immer mehr Frauen inzwischen demonstrativ die Kleidungsregeln.
Die Aufstände stürzten die politische Führung in eine der schwersten Krisen seit Jahrzehnten. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsregeln festgenommen worden war. Inzwischen ist im Iran Alltag eingekehrt.
Ein junges Bloggerpärchen war jüngst von der Justiz zu jeweils fünf Jahren Haft verurteilt worden, nachdem sie mit einem Tanzvideo vor dem „Freiheitsturm“ in Teheran einen Internet-Hit landeten. Die verurteilte Frau trug ebenfalls kein Kopftuch. 2014 wurde eine Gruppe Jugendlicher festgenommen, weil sie zum Song „Happy“ des US-Sängers Pharrell Williams getanzt und den Clip auf YouTube gestellt hatten.
