Messerangriff auf Salman Rushdie: Täter hat sich im „Keller eingesperrt“

Der in den USA aufgewachsene Hadi Matar konzentrierte sich zunehmend auf den Islam. Im Libanon habe er sich dann radikalisiert, sagt seine Mutter.

Gegen Matar, der auf offener Bühne Schriftsteller Rushdie angegriffen hat, wird wegen versuchtem Mord zweiten Grades und Körperverletzung zweiten Grades ermittelt.
Gegen Matar, der auf offener Bühne Schriftsteller Rushdie angegriffen hat, wird wegen versuchtem Mord zweiten Grades und Körperverletzung zweiten Grades ermittelt.AP/Gene J. Pusker

Der wegen der Messerattacke auf Salman Rushdie festgenommene Angreifer hat sich nach Angaben seiner Mutter offenbar während eines Besuchs im Libanon radikalisiert. Durch seine Reise in ihr Geburtsland habe sich ihr Sohn Hadi Matar „sehr verändert“, wurde die in Fairview im US-Bundesstaat New Jersey lebende Silvana Fardos am Montag auf der Website der britischen Zeitung Daily Mail zitiert.

„Ich hatte erwartet, dass er motiviert zurückkehrt, die Schule zu Ende zu machen, seinen Abschluss und einen Job zu bekommen“, sagte die Mutter mit Blick auf Matars Libanon-Reise 2018. Stattdessen habe er „sich im Keller eingesperrt“. Ihr Sohn habe sich isoliert und auch mit dem Rest der Familie monatelang kaum noch gesprochen. „Er schläft tagsüber und steht nachts auf und isst“, beschrieb Fardos ihren heute 24 Jahre alten Sohn.

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Matar hatte am Freitag bei einer Literatur-Veranstaltung im Bundesstaat New York mit einem Messer immer wieder auf Rushdie eingestochen. Der britisch-indische Schriftsteller wurde schwer verletzt und musste notoperiert werden, befindet sich mittlerweile aber auf dem Weg der Besserung. Matar ließ in einer ersten Gerichtsanhörung zum Vorwurf des versuchten Mordes erklären, er sei nicht schuldig. Zu seinen Motiven äußerte er sich nicht.

Matars Mutter: Ihm war der Islam wichtiger als die Ausbildung

Fardos, die als Hilfslehrerin und Übersetzerin arbeitet, sagte in dem Interview, sie sei von Geburt an Muslimin, aber weder religiös noch politisch. Von Salman Rushdie und dessen von vielen Muslimen verdammtem Buch „Die Satanischen Verse“ habe sie bis zu dem Anschlag noch nie gehört.

Fardos sagte der Daily Mail, ihr Sohn habe es ihr zum Vorwurf gemacht, dass sie ihn zu einer Ausbildung ermutigt habe, statt seine Religion in den Vordergrund zu stellen. Er sei „wütend gewesen, dass ich ihn nicht in jungen Jahren in den Islam eingeführt habe“. Ansonsten sei ihr Sohn „sehr ruhig“ und „introvertiert“ gewesen, „jeder hat ihn geliebt“.

Nach Angaben der Daily Mail wurde Matar in den USA geboren und wuchs in Kalifornien auf. Seine Eltern ließen sich demnach 2004 scheiden, sein Vater sei danach in den Libanon zurückgekehrt.