Nach dreitägigem Beschuss des Gazastreifens hat Israel offenbar einer Waffenruhe zugestimmt. Dies verlautete am Sonntag aus ägyptischen Sicherheitskreisen. Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bestätigte Gespräche unter der Vermittlung Ägyptens. Bei den seit Freitag dauernden israelischen Luftangriffen im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 30 Menschen getötet und 275 Menschen verletzt. Der Islamische Dschihad feuerte am Wochenende mehr als 500 Raketen in Richtung Israel ab.
Die ägyptischen Vermittler warteten noch auf eine Antwort von Seiten der Palästinenserorganisation, verlautete am Sonntag. Ein Vertreter des Islamischen Dschihad bestätigte die Gespräche gegenüber der Nachrichtenagentur AFP und betonte: „Der Widerstand wird nicht aufhören, wenn die Aggression und die Verbrechen der Besatzer nicht aufhören“.
Ein israelischer Armeesprecher sagte am Samstag, die Streitkräfte bereiteten sich auf einen einwöchigen Einsatz vor. Regierungschef Jair Lapid bekräftigte am Sonntag, der Einsatz werde „so lange anhalten wie nötig“.
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Hunderte Raketen von Iron Dome abgefangen
Seit Beginn der Operation am Freitag wurden nach Armeeangaben mehr als 500 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Auch am Sonntag heulten in zahlreichen Städten die Warnsirenen. Fast alle der Geschosse, die israelische Wohngebiete bedrohten, konnten demnach aber von der Raketenabwehr Iron Dome abgefangen werden.
In Israel erlitten infolge des Beschusses aus dem Gazastreifen nach Angaben des Rettungsdienstes zwei Menschen Verletzungen durch Raketensplitter. Zudem seien weitere 13 Menschen leicht verletzt worden, als sie sich in Sicherheit bringen wollten.
Unter anderem ertönte am Sonntagmorgen erstmals seit der neuen Eskalation im rund 60 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Jerusalem Luftschutzsirenen, der Islamische Dschihad bekannte sich zu Raketenangriffen auf die Stadt. Der israelische Raketenschutzschild Iron Dome fing die Flugkörper der israelischen Armee zufolge aber ab, insgesamt sei dies bei 97 Prozent der Raketen gelungen.
„Medizinische Krise“ im Gazastreifen
Im Gazastreifen kam infolge der Eskalation das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen. Wegen der Schließung von Grenzübergängen musste nach Angaben der Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk in dem Palästinensergebiet abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte.
Der oberste Krankenhausdirektor im Gazastreifen warnte vor einer „medizinischen Krise“. Ins Schifa-Krankenhaus in Gaza würden „minütlich“ Verwundete eingeliefert, erklärte Mohammed Abu Salmija am Sonntag. Es würden dringend Medikamente und Treibstoff zur Stromerzeugung benötigt, um die Patientinnen und Patienten weiterhin behandeln zu können.
Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai vergangenen Jahres. Die im Gazastreifen seit 2007 regierende radikalislamische Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.