Italien: Deutsches Banksy-Rettungsboot wird von Küstenwache festgesetzt

Die Crew des bemalten Seenotretterschiffs „Louise Michel“ darf den Hafen der Insel Lampedusa nicht verlassen. Sie soll gegen ein neues Gesetz verstoßen haben. 

Das von Graffiti-Künstler Banksy gestiftete Rettungsschiff „Louise Michel“ auf dem Mittelmeer. 
Das von Graffiti-Künstler Banksy gestiftete Rettungsschiff „Louise Michel“ auf dem Mittelmeer. MV Louise Michel/REUTERS TV

Die italienischen Behörden haben das deutsche Seenotretterschiff „Louise Michel“ im Hafen der Insel Lampedusa vorübergehend festgesetzt. Die Crew des wegen seiner pinken Bemalung auch als Banksy-Boot bekannten Schiffs brachte nach insgesamt vier Rettungseinsätzen im Mittelmeer rund 180 Migranten am Samstag auf Lampedusa an Land, wie die Küstenwache am Sonntag mitteilte. Die Crew habe damit aber gegen ein neues Gesetz der rechten Regierung Italiens verstoßen: Es besagt, dass nach einem ersten Rettungseinsatz umgehend ein Hafen anzusteuern ist, anstatt womöglich mehrere Rettungen durchzuführen.

Die Küstenwache habe nach eigenen Angaben der Crew bereits nach dem ersten Einsatz vor der libyschen Küste den Hafen der westsizilianischen Stadt Trapani zugewiesen. Das Schiff habe jedoch drei weitere Rettungseinsätze durchgeführt und Menschen aufgelesen. Lampedusa sieht sich seit Längerem mit einer starken Zuwanderung von Migranten konfrontiert – in den letzten zwei Tagen erreichten mehr als 3000 Menschen, die sich von der nordafrikanischen Küste übers Mittelmeer auf den Weg nach Europa machten, die Mittelmeerinsel.

Behörden sollen zunächst keine Begründung vorgelegt haben

Die Hilfsorganisation Louise Michel bezeichnete das Vorgehen der Behörden als „inakzeptabel“. Das Schiff sei bereits am späten Sonntagabend festgesetzt worden – über mehrere Stunden sei allerdings keine offizielle schriftliche Begründung der Festsetzung vorgelegt worden, twitterte die Organisation dazu. Die Seenotretter warfen den Behörden zudem vor, sie an weiteren nötigen Rettungseinsätzen auf hoher See zu hindern. Dutzende weitere Boote mit hilfsbedürftigen Menschen befänden sich in Seenot.

Ende Februar wurde bereits das Rettungsschiff „Geo Barents“ der privaten Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen von den italienischen Behörden festgesetzt. Die Festsetzung galt damals für 20 Tage, außerdem wurde ein Bußgeld von 10.000 Euro verhängt. Auch damals warf die Hafenbehörde der Organisation vor, gegen das neue Gesetz verstoßen und erbetene Informationen nicht geliefert zu haben. Die Regierung in Rom verschärfte mit ebenjenem Gesetz das Vorgehen gegen private Seenotretter.

Mindestens 29 Tote bei Bootsunglücken im Mittelmeer

Bei Bootsunglücken im Mittelmeer starben erneut zahlreiche Migranten. Die tunesische Küstenwache erklärte am Sonntag, mindestens 29 Menschen aus Ländern südlich der Sahara seien bei Unglücken mit drei Booten vor der Küste Tunesiens ertrunken, während elf „illegale Migranten“ gerettet worden seien. 

Ein tunesischer Fischtrawler barg demnach 19 Leichen, nachdem ein Boot 58 Kilometer vor der Küste des Landes gekentert war. Eine Patrouille der Küstenwache hätte vor der Küstenstadt Mahdia acht Leichen geborgen und elf Migranten gerettet, deren Boot auf dem Weg nach Italien gekentert sei. Weitere Trawler hätten die Leichen zweier Menschen geborgen.

In den vergangenen Wochen hatten viele aus Subsahara-Staaten stammende Menschen versucht, Tunesien zu verlassen. Bei mehreren Bootsunglücken waren bereits Dutzende Menschen gestorben, weitere werden vermisst.