Livestream: Johnny Depp gegen Ex-Frau – Amber Heard sagt vor Gericht aus
Zum ersten Mal seit Prozessbeginn kommt Amber Heard zu Wort. Die Schauspielerin spricht davon, warum Johnny Depp sie zum ersten Mal geschlagen haben soll.

Nach 14 Verhandlungstagen hat am Mittwoch erstmals Johnny Depps Ex-Frau Amber Heard vor Gericht ausgesagt. Die 36-jährige Hollywood-Schauspielerin berichtete unter anderem von ihrer ersten Begegnung mit Johnny Depp und wie sich ihre Beziehung veränderte - bis sie zum ersten Mal geschlagen worden sei.
Heard sagte im Zeugenstand, es sei schmerzhaft, ihre Beziehung im Gerichtssaal noch einmal durchleben zu müssen. Dann beschrieb sie den Tränen nahe, wie Depp sie geohrfeigt haben soll. „Ich werde es nie vergessen“, sagte Heard. „Es hat mein Leben verändert.“
Depp sei anfangs überwältigend liebevoll und großzügig gewesen. Als er dann wieder mehr und mehr dem Alkohol verfiel, habe er sich verändert. Er sei spät nach Hause gekommen und wütend gewesen, sagte sie. Als er sie zum ersten Mal geschlagen haben soll, sei der Auslöser eine Tätowierung gewesen. Heard sagte, sie habe nicht gewusst, was Depps Tattoo bedeute. Daraufhin habe er geantwortet, es bedeute „Wino“.
War ein Tattoo der Auslöser für die erste Ohrfreige?
„Ich habe nur gelacht, weil ich dachte, er mache Witze. Und er schlug mich ins Gesicht“, wird Heard von NBC News zitiert. „Ich habe gelacht, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Ich dachte: Das muss ein Scherz sein.“ Depp hatte die Situation damals im Zeugenstand anders dargestellt. Er bestritt, Heard geschlagen zu haben und er bestritt, sie wegen seines Tattoos geschlagen zu haben. Er sagte aus, dass Heard sich über das „Wino forever“-Tattoo an seinem Oberarm gestört habe, das er nach der Trennung von seiner früheren Freundin Winona Ryder geändert hatte.
Heard sagte zudem aus, dass sie im Nachhinein glaubt, dass Depp high von Kokain gewesen sein könnte. Sie habe aber nicht gesehen, dass er etwas genommen habe. Er soll zu dieser Zeit aber sehr viel Alkohol getrunken haben.
Eine weitere Ohrfeige habe sie bekommen, nachdem er zu ihr gesagt hatte: „Du denkst, du bist eine lustige Schlampe“. Als er sie zum dritten Mal geschlagen habe, sei sie auf den Teppich gefallen. „Ich wollte den Mann, in den ich verliebt war, nicht haben“, sagte Heard. „Ich bin nicht dumm. Ich wusste, dass es falsch war und ich wusste, dass ich ihn verlassen musste. Und das hat mir das Herz gebrochen, weil ich ihn nicht verlassen wollte.“
Amber Heard berichtet davon, wie sie Johnny Depp kennenlernte
Heard berichtete zudem von ihrer ersten Begegnung mit Depp. Sie beschrieb ein Treffen, das sie mit ihm für seinen Film „The Rum Diary“ in den späten 2000er Jahren hatte. Sie habe damals gedacht, es handele sich dabei um ein Vorsprechen. Aber dann habe sich herausgestellt, dass es ein Treffen war. Heard sagte, sie hätten sich auf eine Weise verstanden gefühlt, mit der sie nicht gerechnet hatte.
„Wir sprachen über Bücher und Musik, Poesie. Wir mögen eine Menge der gleichen Dinge. Obskure Autoren und interessante Bücher und Gedichte, von denen ich noch nie gehört habe, dass jemand anderes sie kennt oder erwähnt oder mag“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Heard. Die Schauspielerin beschrieb Depp als „sehr belesen und charismatisch“. Heard sagte, dass sie sein Büro mit ein paar Büchern verlassen habe, die er ihr geliehen hatte.
„Ich wusste, wer er war. Ich war kein Fan seiner Arbeit. Ich war nicht mit ihm vertraut, aber ich wusste, wer er war. Ich wusste, dass er einer der berühmtesten Menschen der Welt ist“, sagte sie. „Es war seltsam, denn er ist doppelt so alt wie ich und ein berühmter Schauspieler, und wir unterhalten uns über alte Bücher und den Blues. Ich fand das ungewöhnlich und bemerkenswert. Ich verließ den Raum mit dem Gefühl ‚wow‘.“ Schließlich, so Heard, habe Depp sie angerufen und ihr gesagt: „Du bist es. Du bist der Traum, Junge.“
Psychologin: Heard leidet an posttraumatischer Belastungsstörung
Zuvor hatte Psychologin Dr. Dawn Hughes ausgesagt, dass Heard infolge von Johnny Depps angeblicher Gewalttätigkeit an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Die Psychologin mit einer Expertise in häuslicher Gewalt berichtete über Gewalteskapaden von Johnny Depp. Sie sagte unter anderem, der Schauspieler sei kontrollsüchtig gewesen, habe Heard körperlich angegriffen und auch sexuell missbraucht. Bewiesen sei dies jedoch nicht. Heard und die Psychologin hatten angeblich nur sechs Sitzungen.
Dr. Dawn Hughes wurde am Mittwoch noch einmal ins Kreuzverhör genommen. Dabei bestätigte sie, dass alles, was über Heard berichtet wurde, wahr sei, nachdem sie von ihrem Ex-Mann verklagt wurde. Johnny Depps Anwalt erklärte daraufhin, dass es bei der Aussage und ihren Treffen mit Amber Herad Lücken gab.
Amber Heard scheiterte mit Antrag auf Abweisung von Klage
Vor ihrem ersten Auftritt im Prozess war Amber Heard mit einem Antrag auf Abweisung von Depps Klage gescheitert. Richterin Penney Azcarate entschied am Dienstag, es gebe genügend Anhaltspunkte, die eine Fortsetzung des Verfahrens in Fairfax im US-Bundesstaat Virginia rechtfertigten.
Heards Anwälte hatten nach dem Ende der Beweisführung durch Depps Anwälte beantragt, die Klage des Hollywood-Stars als unbegründet abzuschmettern. Depp sei den Beweis schuldig geblieben, dass Heard ihn mit einem Ende 2018 erschienenen Beitrag für die Zeitung Washington Post verleumdet habe.
Richterin Azcarate erklärte aber, im laufenden Prozess seien ausreichend Punkte vorgetragen worden, die eine Fortsetzung des Verfahrens rechtfertigten. Letztlich müssten die Geschworenen über die Beweislage entscheiden. Anträge, ein Verfahren einzustellen, werden in den USA häufig gestellt, auch während eines laufenden Prozesses. Erfolgreich sind sie selten.
Depp hat Heard, mit der er zwischen 2015 und 2017 verheiratet war, auf 50 Millionen Dollar (knapp 48 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Er wirft der 36-Jährigen vor, seiner Karriere mit falschen Anschuldigungen der häuslichen Gewalt schwer geschadet zu haben. Heard hat mit einer Gegenklage gegen den 58-Jährigen reagiert und verlangt 100 Millionen Dollar Schadenersatz. Sie wirft ihm „ungezügelte physische Gewalt“ vor. (mit AFP)
