Juwelen-Diebstahl im Grünen Gewölbe: Zwinger-Wachmann filmte Täter

Seit Ende Januar läuft der Prozess um den spektakulären Coup im Dresdner Grünen Gewölben gegen sechs Männer aus Berlin. Nun waren die ersten Zeugen geladen.

 Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden.
Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden.dpa/Oliver Killig

Ein Wachmann des Zwingers gegenüber dem Dresdner Residenzschloss hat die Täter nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe beobachtet und gefilmt. Vor dem Zaun auf der Straße habe am Morgen des 25. November 2019 ein Auto „mit drei oder vier dunkel gekleideten Personen“ gestanden, die „etwas in den offenen Kofferraum warfen und dann einstiegen“, berichtete der 31-Jährige am Freitag zu Beginn der Beweisaufnahme im Prozess am Landgericht.

Auf dem nur wenige Sekunden langen Video ist ein Auto zu sehen, das nach einem kurzen Augenblick wegfährt, in fast kompletter Dunkelheit. Nur die Räume über dem Museum im Erdgeschoss sind erleuchtet. Er habe nur noch verstanden, wie eine männliche Stimme in gebrochenem Deutsch gesagt habe: „Los komm, mach schnell.“ Dann seien die Personen eingestiegen und losgefahren. Bis auf eine Laterne sei die Straßenbeleuchtung ausgefallen gewesen: „Der Rest war finster.“

Prozess gegen sechs junge Männer

Das Video habe er den ersten Beamten am Tatort gleich auf deren Handy überspielt. Den Fahrzeugtyp habe er nicht erkennen können, wie auch die Personen. „Einer hatte eine kräftigere Statur.“ In Vernehmungen hatte der Wachmann nach Angaben der Verteidiger eine Automarke genannt und davon gesprochen, dass die Personen eine Tasche oder Beutel in den Kofferraum geworfen hätten. Der Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes hatte früher als Aufsicht im Schloss gearbeitet, auch einmal im Grünen Gewölbe.

Nachdem die weiße oder graue Limousine der Täter weggefahren sei, seien zwei Streifenwagen vorgefahren, die die Verfolgung des bereits aus dem Blick geratenen Fahrzeugs aufgenommen hätten. Auf dem Fußweg am Schlosszaun habe er dann gesehen, „dass da ein Stück Fenstergitter fehlte und ein Loch drin war“. Mit zwei weiteren Beamten sei er dann zum Eingang des Gebäudes gegangen – und bis zur Tür des Juwelenzimmers.

Der Prozess gegen sechs junge Männer zwischen 22 und 28 Jahren hatte am 28. Januar begonnen. Die Deutschen, allesamt aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie, sind wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Sie sollen 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro gestohlen haben. Die 22- bis 28-Jährigen wurden bei mehreren Razzien in Berlin gefasst.