Berlin-Österreichs Regierung will Corona-Massentests zumindest bei Teilen der Bevölkerung durchführen. Das kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz in einem Interview mit dem ORF an. Vorbild sei die Slowakei, die an zwei Wochenenden einen Großteil ihrer 5,5 Millionen Einwohnern getestet und Zehntausende Corona-Infizierte in Quarantäne geschickt hat. „Das ist ein absolutes Erfolgsbeispiel und wir haben uns entschieden, hier in Österreich einen ähnlichen Schritt zu machen“, so Kurz. Über die genauen Pläne wolle die Regierung im Lauf der Woche informieren.
„Wir werden einerseits diese Massentests in gewissen Gruppen, zum Beispiel bei Lehrerinnen und Lehrern, aber auch bei anderen Gruppen nutzen, um mit dem 7. Dezember möglichst sicher wieder aufsperren zu können“, sagte Kurz weiter. Am 6. Dezember endet nach jetziger Planung der rund dreiwöchige Lockdown mit Ausgangsregeln sowie Schließung von Handel und Schulen, den die Regierung am Sonnabend verkündet hatte. „Zum zweiten sind wir in Vorbereitung, dieses Instrument auch vor Weihnachten noch mal zu nutzen“, so Kurz. Schnelltests seien mittlerweile in millionenfacher Stückzahl am Markt verfügbar.
„Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“: Mit dieser Aussage hatte Sebastian Kurz den Lockdown begründet. Hintergrund sind die trotz eines vor zwei Wochen verhängten Teil-Lockdowns samt nächtlicher Ausgangssperre weiter steigenden Infektionszahlen. „Treffen Sie niemanden. Verbringen Sie die Freizeit ausschließlich mit den Menschen, mit denen Sie auch im Haushalt leben“, appellierte Kurz bei der Bekanntgabe der neuen Beschränkungen.
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Maßnahmen in Griechenland und Portugal
Griechenland wiederum kündigte die Schließung seiner Grundschulen, Kindergärten und Krippen bis Ende des Monats an. Mittel- und Oberstufen sind bereits geschlossen. Seit Ende Oktober hat sich die Zahl der täglichen Todesfälle in dem Land vervierfacht. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hat sich verdoppelt und lag zuletzt bei rund 3000. Von insgesamt 1143 Betten auf den Intensivstationen waren am Freitag 830 belegt.
In Portugal gilt seit Sonnabend für 70 Prozent der Bevölkerung eine Ausgangssperre ab 13 Uhr an den Wochenenden. In Lissabon gingen am Sonnabend rund 500 Demonstranten auf die Straße. Italien stufte derweil wegen hoher Infektionszahlen die Toskana und Kampanien als „rote Zone“ ein. Insgesamt sind damit nun rund 26 der 60 Millionen Einwohner Italiens von strengen Corona-Auflagen betroffen.
Mehr als eine Million Infizierte in Italien
Als besonders schlimm gilt die Situation derzeit in der kampanischen Regionalhauptstadt Neapel, wo die Krankenhäuser schon so überfüllt sind, dass manche Patienten Berichten zufolge in ihren Autos behandelt werden müssen.
Italien war schon zu Beginn der Corona-Pandemie besonders stark von dem Virus betroffen. Mittlerweile haben sich mehr als eine Million Menschen in dem Land infiziert, mehr als 44.000 Infizierte sind gestorben. Am Freitagabend meldeten die italienischen Behörden fast 41.000 neue Infektions- und 550 Todesfälle binnen eines Tages.
Weltweit starben laut einer auf amtlichen Angaben basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP inzwischen mindestens 1,3 Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus, davon eine knappe Viertelmillion allein in den USA.