Karstadt Sports am Zoo wird geschlossen

Karstadt-Kaufhäuser in Berlin verändern ihr Sortiment: Der Konzern will seine Einkaufspolitik an die Kundenbedürfnisse anpassen. Für Karstadt Sports kommen diese Überlegungen allerdings zu spät.

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Karstadt.
Benjamin Pritzkuleit

Berlin-Karstadt Sports am Zoo wird schließen, das Sortiment der verbleibenden neun der bislang elf Berliner Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird sich ändern. Das kündigte Reinhard Haas, Leiter Immobilien und Logistik des Konzerns, an. Bei einer Anhörung des Wirtschaftsausschusses des Abgeordnetenhauses sagte er einen Abschied von einer bundesweit zentral gesteuerten Einkaufspolitik zu. Das Haus am Alex habe beispielsweise andere Kunden – unter anderem Touristen – als ein Nahversorger wie das Kaufhaus am Tempelhofer Damm.

Der Konzern, der in der Nacht zu Donnerstag aus seinem sechsmonatigen Insolvenzverfahren herauskommen soll, müsse eine Verknüpfung von stationärem Handel und E-Commerce herstellen. Das kann bedeuten, dass Kunden Waren im Netz bestellen, im Kaufhaus abholen und dann möglicherweise weiter dort einkaufen. Gleichzeitig müssten die Häuser Teil der „Freizeitindustrie“ werden – die Kunden müssten sich dort unterhalten und gut beraten fühlen.

Für die im Rahmen der ursprünglich vorgesehenen Schließung von sechs Filialen ausgesprochenen Kündigungen gab Haas bekannt, dass die letzten neuen Verträge am Montag unterzeichnet würden und die Mitarbeiter in den nächsten Tagen darüber informiert würden, dass sie ihren Arbeitsplatz behalten.

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Schlecht sieht es dagegen für Karstadt Sports am Zoo aus: Verhandlungen über die Miethöhe seien erfolglos geblieben, das Haus wird geschlossen.

Grundsätzlich blieben Kaufhäuser wichtig für die Stadt, erklärten Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. Er sagte, dass jeder Job in einem Kaufhaus einen weiteren in der Produktion von Waren und einen in der Umgebung nach sich ziehe. Bei gegenwärtig etwa 2000 Leuten in den Kaufhäusern würde das 6000 Arbeitsplätze bedeuten.

30 Millionen Kunden bei GKK in Berlin pro Jahr nutzten laut Haas auch die umliegenden Geschäfte – selbst wenn der Umsatz von Kaufhäusern einen niedrig einstelligen Prozentanteil am Handel ausmache. Insofern begrüßte Haas den Vorschlag von Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Linke), in Berlin ein „Bündnis für Einzelhandel“ zu schaffen, um „den Laden um die Ecke“ zu stärken. Grunst verliert mit der GKK-Filiale im Lindencenter eine in seinen Augen wichtige Einkaufsmöglichkeit für Hohenschönhausen.

Senatorin Pop verteidigte in der Sitzung die Vereinbarung von Senat und GKK-Mutterkonzern Signa von Anfang August, dass Signa im Gegenzug für das Nicht-Schließen von vier Standorten die Möglichkeit bekommen soll, am Hermannplatz, am Alex und am Kudamm neu zu bauen. Man müsse an die 500 geretteten Arbeitsplätze denken und überlegen, was zum Beispiel mit dem Leopoldplatz ohne das Kaufhaus werde.

Busch-Petersen machte am Ende der vorwiegend weiblichen Verkäuferschaft, die im Lindencenter und in den Gropius-Passagen ihre Arbeit bei GKK verlieren werden, eine gewisse Hoffnung, im Handel Berlins unterzukommen: „Das sind die Besten, die wir haben.“ Grunst hat in diesem Zusammenhang noch eine andere Idee: Die Verkäuferinnen seien im Umgang mit Kunden geschult und könnten nach einer Fortbildung durchaus in Bürgerämtern arbeiten.