Studie: Nord-Stream-Explosion ist eine Katastrophe für die Ostsee
Die Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines hat laut einer neuen Studie tiefe Spuren in der Meereswelt hinterlassen. Das ist bisher bekannt.

Im September vergangenen Jahres erschütterten mehrere Explosionen die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee. Laut einer aktuellen Studie führte die Sabotage auch zu einer ökologischen Katastrophe: Gefährdete Arten wie der Kabeljau oder mehrere Schweinswale könnten demnach aus dem Meer verschwinden.
In der Studie der Organisation Research Square über die Umweltauswirkungen der sabotierten Nord Stream-Pipelines kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Robben und Schweinswale in einem Umkreis von vier Kilometern durch die Druckwelle ein hohes Risiko hatten, getötet zu werden. Auswirkungen auf das Gehör der Tiere bestehen laut den Angaben bis zu einer Entfernung von etwa 50 Kilometern.
Nord-Stream-Explosion: Schwerwiegende Risiken für Meerestiere
Einem Bericht dänischer Medien zufolge, der sich auf die Studie bezieht, haben die Explosionen außerdem die Brutstätte des heimischen Kabeljau verschmutzt. Ebenso wurde die Fortpflanzungsstätte der Schweinswale bedroht.
Zudem führte die Explosion dazu, dass über eine Woche lang 250.000 Tonnen stark kontaminiertes Sediment aus den Untiefen des Meeresbodens aufgewirbelt wurden. Dies führte wiederum zu schwerwiegenden Risiken für die Bewohner der Unterwasserwelt in etwa elf Kubikkilometern der Ostsee.
Bo Øksnebjerg, Generalsekretär des World Wildlife Fund (WWF) erklärte gegenüber dem dänischen Nachrichtensender DR news: „Wir haben einen weiteren Pflock in den Sarg der Ostsee geschlagen. Der Bericht zeigt, dass eine Menge Schaden angerichtet wurde und eine Menge giftiger Substanzen in die Wassersäulen gelangt sind“, so Øksnebjerg.
Der Tod eines Tieres könnte Ökosystem zerstören
„Die Studie ist für die Ostsee äußerst besorgniserregend, denn sie zeigt, dass die Explosion den Zustand eines Meeresgebiets verschlimmert, das sich bereits in einem sehr ernsten und kritischen Zustand befindet“, ergänzte Maria Reumert Gjerding, Präsidentin der Dänischen Gesellschaft für Naturschutz, gegenüber dem Sender.
Die bedrohten Arten in der Ostsee sind dem Bericht zufolge massiv gefährdet. Die Population von etwas mehr als 500 Tieren ist demnach so stark bedroht, „dass schon der Verlust eines einzigen Weibchens schwerwiegende Folgen haben könnte“.
Nord-Stream-Sabotage: Russland weist Schuld von sich
Ende September waren nach Explosionen in der Nähe der Ostsee-Insel Bornholm insgesamt vier Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden. Sie lagen in internationalen Gewässern in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Bereits kurz nach Entdeckung der Lecks war vermutet worden, dass Sabotage dahintersteckt. Russland bestreitet den Vorwurf, dafür verantwortlich zu sein.
Aus den Nord-Stream-Lecks war tagelang Erdgas – vor allem Methan – entwichen und an die Wasseroberfläche gelangt. Chinesische Wissenschaftler veröffentlichten Ende des letzten Jahres einen Beitrag im Fachmagazin Advances in Atmospheric Sciences, in dem sie berechneten, dass bei dem Vorfall bis zu 0,22 Millionen Tonnen Methangas entwichen seien. Das lag unter vorherigen Schätzungen. Größere Auswirkungen – zumindest auf das Weltklima – sahen die Forscher damals nicht.
