Klinikdirektor: „Omikron-Verlauf ist wie eine mittelschwere oder leichte Grippe“

Leitender Ärztlicher Direktor von Uni-Klinik: Auch Hausärztinnen und Hausärzte können mittelschwere Omikron-Infektionen behandeln.

Michael Bamberg, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Tübingen.
Michael Bamberg, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Tübingen.dpa/ Bernd Weißbrod

Auf den Normalstationen der Unikliniken in Baden-Württemberg gibt es nach Angaben des Tübinger Chefarztes Michael Bamberg genügend Kapazitäten für Covid-19-Patienten. Der Grund: Der Schweregrad der Infektion mit der Omikron-Variante sei tatsächlich deutlich geringer. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Tübingen dem öffentlich-rechtlichen Sender SWR. Bamberg weiter: „Der Omikron-Verlauf ist praktisch wie eine mittelschwere oder leichte Grippe.“

Damit einher gehe auch eine geringere Belastung auf den Intensivstationen. Zudem können nach Einschätzung des Mediziners auch Hausärztinnen und Hausärzte mittelschwere Omikron-Infektionen behandeln. „Omikron infiziert mehr jüngere Menschen. Und die können das verkraften. Zumal noch besser, wenn sie keine Risikofaktoren haben. Und insofern kann das auch ein Hausarzt oder Internist sehr gut behandeln“, sagte der Mediziner.

Corona-Patienten mit symptomloser Ansteckung

Auch die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft sieht trotz steigender Infektionszahlen keine Notlage auf die Kliniken zukommen. Geschäftsführer Matthias Einwag sagte der dpa, dass die Statistiken auch Menschen aufführten, die nicht wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus kommen, bei denen aber dort eine symptomlose Ansteckung festgestellt wird. Nach einer aktuellen Einschätzung des Koordinators für die intensivmedizinische Corona-Versorgung im Südwesten, Götz Geldner, seien das ein Viertel bis ein Drittel aller Covid-Patienten.

Laut Bamberg könnte in diesem Zusammenhang nun zeitnah wieder mehr operiert werden. Operationen waren unter anderem wegen der Gefahr einer Ansteckung zurückgestellt worden, zudem gab es nicht ausreichend Personal. Bamberg: „Auf dem Höhepunkt einer jeden Welle waren wir teilweise bis zu 50 Prozent eingeschränkt und haben fast nur die Notfälle und Krebsoperationen gemacht. Das Personal war auf der Intensivstation gebunden.“ Vor allem bei der Krebsvorsorge sei dies wichtig, sagt der Klinikdirektor der dpa. Viele Menschen seien nicht zur Vorsorge gegangen. Dies habe die Gefahr erhöht, dass sich versteckte Tumore weiter entwickelten und wachsen würden. „Nach Omikron geht es darum, dass wir uns wieder anderen Menschen mit den verschiedensten Erkrankungen mehr widmen können als bisher“, so Bamberg. (mit dpa)