ARD: Klitschko-Fake-Anruf war von russischer Regierung finanziert
Die Komiker Wowan und Lexus die Politiker mit einer Klitschko-Imitation hinters Licht führten, räumen gegenüber dem Magazin Kontraste eine staatliche Beteiligung ein.

Kürzlich haben die Komiker, Wowan und Lexus, politische Amtsträger in Europa mit gefälschten Videotelefonaten mit dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko vorgeführt. Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey, fiel der Masche zum Opfer.
Im Interview mit dem ARD-Politikmagazin Kontraste räumten das russische Komiker-Gespann ein, sich durch Gelder der russischen Plattform Rutube zu finanzieren. Die Videoplattform ist eine Kopie von YouTube, betrieben und finanziert von der Gazprom-Tochterfirma „Gazprom-Media“. Der Mutterkonzern ist von der russischen Regierung verstaatlicht.
„Wir arbeiten für Rutube und sind Rutube-Botschafter. Also bekommen wir unser Geld von dort“, erklärt Alexej Stoljarow alias Lexus in dem Kontraste-Interview. Die Unterhaltungsplattform, die vornehmlich russische Inhalte zeigt, verzeichnet im Monat über 14 Millionen Nutzer.
Perfide Kreml-Kontrolle: Humor ist gefährlich für Putin
Wie die Tagesschau berichtet sei es für Jānis Sārts, Direktor NATO-Exzellenzzentrums für Strategische Kommunikation, das jüngste Eingeständnis von Stoljarow eine wichtige Bestätigung. „Das heißt, dass sie für das, was sie tun eindeutig Staatsgelder erhalten“, schildert Sārts.
Weiterhin schlussfolgert er, dass der Kreml ein hohes Interesse an dem Vorgehen der beiden Komiker habe: Für Putin sei Humor eine echte Bedrohung wie für jedes autokratische Regime. In diesem Fall sei es besser, den „Humor zu kontrollieren“ und im Falle von Wowan und Lexus ausschließlich gegen westliche Politiker und Politikerinnen zu richten. Auch der Versuch, sie zu negativen Aussagen über ukrainische Geflüchtete zu verleiten, passe zu den Narrativen des Kreml.
Auch Ex-BND-Präsident fürchtet die Taktik
Das Muster ist bekannt und auch für andere Experten ersichtlich: „Sie verkaufen sich als harmlose Spaßvögel“, doch ihre Inhalte seien hochpolitisch, ihre „Pranks“ ganz im Sinne des Kreml, so Julia Smirnova, Analystin des „Institute for Strategic Dialogue“. In Russland werde seit Jahren vermutet, dass sie mit dem russischen Staat oder mit den russischen Geheimdiensten arbeiten könnten, heißt es auf tagesschau.de
Der ehemalige BND-Präsident Gerhard Schindler erklärte im Kontraste-Interview, mit einem „gigantischen Informationskrieg“ werde versucht, den Gegner unglaubwürdig zu machen. Dafür setze man auf Module wie Fake News, Desinformation und Manipulation: „Aber die schärfste Waffe in diesem Informationskrieg ist der Humor, ist der Witz, der Spott, um den Gegner lächerlich zu machen und zu delegitimieren“, so Schindler.
Auf Rutube sind bereits die Telefonate von EU-Innenkommissarin und von Warschaus Stadtpräsident veröffentlicht worden. Lexus zufolge sollen die übrigen, unter ihnen auch der Giffey-Anruf, kommende Woche folgen.
