Bankraub in Köpenick: Verdächtiger wollte sterben

Der 33-Jährige soll am Dienstag in einem Einkaufszentrum drei Menschen in seine Gewalt gebracht haben, weil er sich von der Polizei erschießen lassen wollte. Ermittelt wird gegen ihn wegen erpresserischen Menschenraubes.

Beamte eines Spezialeinsatzkommandos bereiten sich auf den Zugriff vor. 
Beamte eines Spezialeinsatzkommandos bereiten sich auf den Zugriff vor. Eric Richard

Berlin-Nach dem großen Polizeieinsatz wegen einer Geiselnahme in Köpenick hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch Details über das mögliche Tatmotiv des Bankräubers bekannt gegeben. Der 33-Jährige habe aufgrund von Liebeskummer gehandelt, sagte Staatsanwaltssprecher Martin Steltner auf Anfrage der Berliner Zeitung. Er sei aufgrund von Beziehungsproblemen so verzweifelt gewesen, dass er einen sogenannten Suicide by Cop begehen wollte. Er wollte sich also von einem Polizisten töten lassen.

Der 33-Jährige sei stark alkoholisiert gewesen, als er gegen 14 Uhr die Postbank im Forum Köpenick betrat. Nach Angaben des Sprechers habe er eine Mitarbeiterin der Filiale mit einem Messer bedroht. „Er handelte wohl aus suizidaler Absicht. Geld hat in dem Fall nur eine untergeordnete Rolle gespielt“, so Steltner. Gegen den 33-Jährigen wird wegen erpresserischen Menschenraubes ermittelt. Es bestehe dringender Tatverdacht. Auch zwei weitere Personen seien während der Bedrohungslage in der Bank gewesen. Unklar war zunächst, ob sie versucht hatten, den Mann zu beruhigen oder ob sie ebenfalls von ihm festgehalten wurden. 

Der 33-Jährige befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte den mutmaßlichen Täter nach etwa drei Stunden festgenommen. „Einsatzkräfte passten einen günstigen Zeitpunkt ab und überwältigten den Mann“, sagte ein Polizeisprecher. Die anderen drei Personen, zwei Frauen und ein Mann, waren ohne Verletzungen in Sicherheit gebracht worden. Unklar war während des Polizeieinsatzes, ob es eine Geiselnahme gab.

Nach Polizeiangaben vom Dienstag kam der Mann nach dem Einsatz zunächst zur Untersuchung in ein Krankenhaus, weil er beim SEK-Zugriff Blessuren davongetragen habe. Der Mann habe in ersten Gesprächen geäußert, dass er erhebliche Alkoholprobleme und Selbstmordgedanken habe.

Das gesamte Einkaufszentrum war geräumt und die umliegenden Straßen gesperrt worden. Es kam zu Verkehrsbeeinträchtigungen. Mehr als 200 Polizisten waren im Einsatz. Auch ein Großaufgebot der Feuerwehr hatte sich mit Notarzt und Sanitätern in den Nebenstraßen positioniert, da nicht klar war, ob Verletzte versorgt werden müssen. 

Auch das Spezialfahrzeug der Berliner Polizei, der Panzer Survivor R, war vor dem Einkaufszentrum in Stellung gefahren. Der gegen Gasangriffe geschützte Panzer wiegt 17 Tonnen, hat 340 PS und wird mit Allrad angetrieben. Das Fahrzeug wurde vor zwei Jahren für über eine Million Euro angeschafft, um gegen schwer bewaffnete Terroristen ausgerüstet zu sein. 

Der Anti-Terror-Panzer der Berliner Polizei, der Survivor R, ist im Einsatz. 
Der Anti-Terror-Panzer der Berliner Polizei, der Survivor R, ist im Einsatz. dpa/Britta Pedersen
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