Kostenfalle Schule: Hefte, Stifte und Blöcke sind teurer geworden

Die Preise für Schulmaterialien sind gegenüber dem Vorjahr massiv angestiegen. Für Eltern wird der Schulanfang oft zur finanziellen Herausforderung.

Schulmaterial liegt auf dem Tisch in einer Berliner Grundschule.
Schulmaterial liegt auf dem Tisch in einer Berliner Grundschule.dpa/Volkmar Otto

Für Schulmaterialien haben Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli mehr Geld ausgeben müssen als noch vor einem Jahr. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, stiegen die Preise für Schulhefte und Zeichenblöcke um 13,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Insgesamt seien die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um 7,5 Prozent gestiegen.

„Gründe für die hohe Preissteigerung bei Schulheften und Zeichenblöcken dürften unter anderem die anhaltende Papierknappheit sowie die zunehmenden Kosten in der Papierproduktion sein“, erklärten die Statistiker.

Für Stifte und Farbkästen sowie für Füller und Füllerpatronen mussten 5,2 Prozent mehr gezahlt werden als noch im Juli 2021. Die Preise für Schulranzen lagen 4,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Neues Schuljahr: Arme Familien können die Kosten kaum stemmen

In einigen Bundesländern hat das neue Schuljahr bereits begonnen. Vor allem für Eltern von Erstklässlern bedeutet das: Einkaufen oft teurer Schulsachen – für arme Familien eine große Herausforderung. Eine Betroffene berichtet.

Die alleinerziehende Mutter Sybille Horn (Name geändert) blickt mit Sorge auf die Einschulung ihrer jüngsten Tochter. Denn sie ist mit hohen Kosten verbunden. „Ich wohne auf dem Dorf und unsere Grundschule ist dafür bekannt, sehr hohe Anforderungen zu stellen“, sagt die 35-Jährige, die in der Nähe von Offenburg lebt.

Dementsprechend lang sei auch die Liste mit geforderten Anschaffungen. „Das ist eine ganze DIN-A4-Seite. Nur für die erste Klasse“, sagt die Mutter von drei Kindern im Alter von 6, 9 und 15 Jahren. Gebraucht werden nicht nur Filz-, Folien- und Wachsstifte, sondern auch Knete, Bastelunterlagen, Schnellhefter und Buchständer. In der Schule ihres Ältesten hingegen wurden all diese Dinge gestellt. Der Neunjährige habe zwar bereits die Grundausstattung, aber auch hier müssen Hefte, Stifte und Heftumschläge ersetzt werden.

Staatliche Unterstützung reicht in der Regel nicht

Für Armutsbetroffene gebe es meist nur eine Lösung: gebraucht kaufen. So gaben in einer YouGov-Umfrage für die Online-Handelsplattform Ebay im Juli 13 Prozent der Befragten an, Schulranzen und Federmäppchen aus zweiter Hand zu erwerben.

Das Bundesfamilienministerium unterstützt Eltern, die entweder Wohngeld oder Kinderzuschlag erhalten. Im Paket „Bildung und Teilhabe“ sind für die Ausstattung mit Schulbedarf 156 Euro pro Schuljahr vorgesehen, wie das Ministerium auf seiner Homepage berichtet. Auch Hartz-IV-Familien erhalten pro Kind 156 Euro für Schulmaterial.

Laut Sybille Horn reicht das bei weitem nicht aus. Obwohl Baden-Württemberg Lehrmittelfreiheit habe, kämen noch acht Euro für Kunstmaterialien und 25 Euro für Mathe-Übungshefte und Kopien obendrauf - verpflichtend zu zahlen am ersten Elternabend. Geld für die Klassenkasse kommt noch hinzu. „Das ist alles nicht mehr zu stemmen“, sagt die Mutter.

Horn wollte ursprünglich Gymnasiallehrerin werden. In diesem Beruf kann sie jedoch aufgrund einer chronischen Erkrankung nicht arbeiten. „Ich habe katholische Theologie, Geschichte und Latein studiert. Aber wegen meiner Behinderung war ich jahrelang krankgeschrieben und beginne im September eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten.“

Mit Ausbildungsbeginn rutsche sie aus Hartz IV heraus. Ihr Großer hat gerade einen Hauptschulabschluss gemacht und wechselt auf die Berufsfachschule für die Mittlere Reife. „Wer weiß schon, was er dort alles benötigen wird. Und was ich brauche, weiß ich ja auch noch nicht.“ Das alles zusammen sei einfach zu teuer und zu unberechenbar.

Familien belastet der Schulanfang, das Geld ist knapp

Auch für Patchwork-Familien stellt der Schulanfang eine enorme Belastung dar. Maja Buchenwald (Name geändert) aus Hannover ist Mutter von zwei Kindern, ihr Ehemann hat ebenfalls zwei Kinder in die Ehe gebracht. Zwei der vier Kinder leben in dem gemeinsamen Haushalt, drei der vier gehen zur Schule. „Mein Mann arbeitet Vollzeit, aber ist hoch verschuldet durch Unterhaltszahlungen und nicht gezahlte Kredite seiner Ex-Frau, bei denen er mithaften musste“, sagt die gelernte Einzelhandelskauffrau.

Der 40-Stunden-Job ihres Mannes reiche kaum aus, um die Familie zu ernähren. Die 47-Jährige kann aufgrund einer Erkrankung nicht arbeiten. „Mir geht es gesundheitlich sehr schlecht. Ich beziehe eine Erwerbsminderungsrente von weniger als 800 Euro im Monat.“ Zudem gibt es in Niedersachsen keine Schulbuchbefreiung.

Das bedeutet, die Familie muss für sämtliche Materialien und Bücher selbst aufkommen. „Weil mein Mann angeblich ein zu hohes Bruttogehalt bezieht, erhalten wir keine zusätzlichen Gelder“, sagt sie.