Krebskongress: Mehr Patienten mit fortschreitender Krankheit
In den Jahren der Corona-Pandemie scheuten viele Menschen trotz Beschwerden den Gang zum Arzt, weil sie eine mögliche Ansteckung fürchteten. Die Folgen der m...

Potsdam-Mehr als 350 Ärzte, Pflegekräfte und andere Fachkräfte wollen am kommenden Wochenende (10. und 11. März) beim 8. Brandenburger Krebskongress über die Verbesserung der Heilungschancen und die Betreuung der Patienten beraten. Aktuell gehe es auch um die Folgen der Corona-Pandemie, in der mehr Menschen den Gang zum Arzt oder in die Klinik gescheut hätten, sagt Professor Michael Kiehl, Chef der Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung, am Montag. „So sehen wir nach der Pandemie mehr Patienten in weit fortgeschrittenen Tumorstadien mit den entsprechenden Einflüssen auf den Therapieerfolg.“
Genaue Daten zu den Corona-Jahren gebe es noch nicht, sagte Kiehl. Ein deutliches Zeichen sei aber neben den übereinstimmenden Berichten vieler Kollegen die gestiegene Zahl von Patienten mit einer Mangelernährung bei Stellung der Diagnose. Deren Anteil liege unter normalen Bedingungen bei 15 bis 20 Prozent, berichtete Kiehl. Bei den fortgeschrittenen Stadien sei diees mit 80 bis 90 Prozent deutlich häufiger mit teilweise lebensbedrohlichem Charakter. Denn Krebs gehe häufig mit einem rapiden Gewichtsverlust einher, so Kiehl.
Nach Daten des Berlin-Brandenburger Krebsregisters beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Männern derzeit etwa 56 Prozent und bei Frauen um 66 Prozent. Bei einer frühzeitigen Erkennung betrage diese Überlebensrate dagegen bei vielen Krebsarten inzwischen fast 100 Prozent. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Ministeriums sieben Tumorzentren zur Behandlung der Patienten und bereits seit 1995 das flächendeckende klinische Krebsregister, das alle Daten zur Diagnose, Therapie und Nachsorge erfasse.
„Da Krebserkrankungen mit zunehmenden Alter häufiger auftreten, wird die Zahl der Krebspatientinnen und -patienten aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Mit großen Fortschritten bei Vorsorge und Behandlung hätten sich die Heilungs- und Überlebenschancen aber in den vergangenen Jahrzehnten enorm verbessert.
Kongresspräsident Professor Markus Deckert wies allerdings darauf hin, dass auch der Klimawandel in Brandenburg Auswirkungen auf die Krebstherapie habe:. „Die Frage ist, welche Therapien bei einer Hitzewelle im Hochsommer noch anwendbar sind“, erläuterte er.