Ukraine: 260 Soldaten verlassen Asow-Stahlwerk

Die Evakuierung läuft. Die ersten der rund 1000 ukrainischen Soldaten konnten in Sicherheit gebracht werden. Darunter seien 53 Schwerverletzte.

Soldaten der Donezker Volksrepublik begleiten einen Bus mit verwundeten ukrainischen Soldaten in Mariupol.
Soldaten der Donezker Volksrepublik begleiten einen Bus mit verwundeten ukrainischen Soldaten in Mariupol.Imago/Alexey Kudenko

Nach wochenlanger Blockade haben gut 260 ukrainische Soldaten nach Behördenangaben das Asow-Stahlwerk in Mariupol verlassen. Darunter seien 53 Schwerverletzte, teilte der ukrainische Generalstab am Montag bei Facebook mit. Auch seien 211 weitere ukrainische Kämpfer in die von russischen Truppen besetzte Ortschaft Oleniwka gebracht worden.

Sie sollen später in einem Gefangenenaustausch zurückkehren, hieß es. Die Schwerverletzten seien in die Stadt Nowoasowsk transportiert worden. An der Evakuierung der weiteren Verteidiger des Stahlwerks Azowstal werde noch gearbeitet.

„Dank den Verteidigern von Mariupol haben wir kritisch wichtige Zeit für die Formierung von Reserven, eine Kräfteumgruppierung und den Erhalt von Hilfe von unseren Partnern erhalten“, schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar bei Facebook. Alle Aufgaben zur Verteidigung von Mariupol seien erfüllt worden. Ein Freikämpfen von Azowstal sei nicht möglich gewesen. Das Wichtigste sei jetzt, das Leben der Verteidiger von Mariupol zu wahren.

Die letzten ukrainischen Verteidiger verschanzten sich im Stahlwerk

Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte in seiner täglichen Videoansprache, die Ukraine brauche ihre Helden aus Mariupol lebend. Die Hafenstadt Mariupol war bereits kurz nach dem russischen Einmarsch im Februar eingekesselt worden. Die russischen Truppen übernahmen schrittweise die Kontrolle, die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt verschanzten sich aber in dem riesigen Stahlwerk mit mehreren unterirdischen Etagen.

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Die russischen Truppen riskierten keinen Erstürmungsversuch, blockierten aber alle Zugänge. Hunderte Zivilisten waren bereits in den vergangenen Tagen vom Werksgelände evakuiert worden. Über den Abzug der zum Teil schwer verletzten Soldaten, die kaum noch Vorräte und Wasser hatten, wurde lange verhandelt.

Evakuierung: Tagelange Verhandlungen brachten Einigung

Nach tagelangen Verhandlungen hatten sich das russische und das ukrainische Militär nach Angaben aus Moskau darauf geeinigt, verletzte Kämpfer aus dem Mariupoler Stahlwerk zu evakuieren. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Montag mit, dass eine Feuerpause gelte. Zudem werde ein humanitärer Korridor eröffnet. Die Kämpfer sollten in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Stadt Nowoasowsk in der Ostukraine medizinisch versorgt werden.

Die Regierung in Kiew hatte stets gefordert, die Verletzten auf das von der Ukraine kontrollierte Gebiet oder in ein Drittland zu überstellen. Bereits am Morgen hatten prorussische Separatisten gemeldet, dass die ersten ukrainischen Kämpfer sich ergeben und das Stahlwerk mit weißen Fahnen verlassen hätten. Jedoch wurde dies später von ukrainischer Seite dementiert.

Nach ukrainischen Angaben sollen sich in der Industriezone des Unternehmens Azowstal rund 1000 Verteidiger Mariupols verschanzt haben. Hunderte von ihnen sollen verletzt sein. Der russische Präsident Wladimir Putin, der den Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar begonnen hatte, forderte wiederholt von den Kämpfern die Niederlegung ihrer Waffen, um sich anschließend zu ergeben. Das lehnten sie aber ab, weil sie sich nicht in russische Gefangenschaft begeben wollten.

Luftangriff auf das Theater von Mariupol: 600 Zivilisten starben

Seit Beginn des Krieges Ende Februar ist die Küstenstadt Mariupol stark umkämpft. Seit dem 1. März ist die Stadt am Asowschen Meer eingeschlossen. Die russischen Streitkräfte verwüsteten sie mit zahlreichen Bombardements. So zerstörte ein Luftangriff das Theater von Mariupol, wobei etwa 600 Zivilisten starben, die dort Zuflucht suchten. Mehrmals vereinbarten Russland und die Ukraine humanitäre Korridore, um Evakuierungsmaßnahmen für dort ansässige Zivilisten durchzuführen. Allerdings scheiterten die meisten Vorhaben. Ein Ultimatum Russlands bis zum 21. März zur Übergabe der Stadt an ihre Streitkräfte lehnte die ukrainische Führung ab.