Das steckt hinter den Massenentlassungen in der Tech-Branche

Führende Tech-Konzerne entlassen massenhaft Mitarbeiter und verweisen auf die maue wirtschaftliche Lage. Experten vermuten aber weitere Gründe. 

Die Tech-Welt befindet sich im Umbruch.
Die Tech-Welt befindet sich im Umbruch.Karl-Josef Hildenbrand/dpa

In der deutschen Tech-Branche herrscht eher Fachkräftemangel, in den USA hingegen rollt eine Welle der Massenentlassungen durch Global Player wie Google, Meta, Amazon und Microsoft. Diese und weitere Tech-Riesen trennten sich in den vergangenen Monaten von insgesamt mehr als 150.000 Mitarbeitern. Dabei verwiesen sie größtenteils auf die wirtschaftliche Lage. Analysen der Fachexperten von 365 Data Science legen allerdings nahe, dass andere Faktoren im Spiel waren.

So hatte Forbes die Investitionspläne der Tech-Konzerne unter die Lupe genommen und klargestellt: Microsoft will Milliarden in Künstliche Intelligenz investieren, nämlich in OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. An Geld fehle es also im Grunde genommen nicht. Branchenkenner halten es für wahrscheinlich, dass Google noch weiter geht und eigene Konkurrenz zu ChatGPT auf den Markt bringt.

Neben der Motivation, durch Sparmaßnahmen im Personalbereich solche Zukunftsprojekte finanzieren zu können, könnten auch bereits existierende Tools der Künstlichen Intelligenz zu den Entlassungen beigetragen haben. So zeigte die Analyse, dass die Personalabteilungen die Bereiche mit den meisten Entlassungen waren. 

Zwar sei ein Teil dieser Entwicklung mit der Verkleinerung der Unternehmen und weniger Recruiting zu erklären, heißt es in dem Bericht. Die Automatisierung komme aber zunehmend bei den Tätigkeiten der Personaler zum Einsatz: So gebe es bereits Plattformen mit Algorithmen, die Aufgaben wie Kandidatensuche, Bewerbungsgespräche und Onboarding übernehmen. Des Weiteren könnten Monitoringprogramme und KI-Auswertung weniger produktive Mitarbeiter identifizieren, die die Unternehmen dann entlassen könnten.

Neben der KI-Thematik spiele auch die Pandemie eine Rolle. Starke Umsätze der Tech-Unternehmen in den vergangenen Jahren hätten zu einem hohen Wachstum geführt und damit zu einem Ringen um die besten Talente, die sehr hohe Gehälter und Zusatzleistungen bezögen. Mit den Entlassungen würden diese Entwicklungen ein Stück weit zurückgerollt.

Elon Musk gab den Ton an

Andere Management-Experten sehen auch einen Fall von „sozialer Ansteckung“, wie der Spiegel berichtet. „Die Unternehmen entlassen, weil alle anderen es auch tun“, sagte der Stanford-Professor Jeffrey Pfeffer mit Blick auf Twitter-Chef Elon Musk, der ungefähr die Hälfte seiner Belegschaft entließ, als er die CEO-Rolle übernahm. Andere Firmenchefs hätten dies als Signal verstanden, „dass sie das Gleiche tun müssen, um im Wettbewerb mithalten zu können“, so Chester Spell, Managementprofessor an der Rutgers University.