Gesundheitsexperten in mehreren Industrieländern warnen derzeit vor einem rasanten Anstieg bei Geschlechtskrankheiten. Insbesondere in den USA und in Japan sind sexuell übertragbare Krankheiten derzeit auf dem Vormarsch. Dabei seien die Zahlen für Syphilis besonders besorgniserregend, schreibt die britische Zeitung Guardian. US-Gesundheitsexperten beschrieben die aktuelle Lage demnach als „außer Kontrolle“.
Dem Bericht zufolge erreichten die Syphilis-Neuinfektionen im letzten Jahr mit über 52.000 Fällen den höchsten Stand seit 1948 in den Vereinigten Staaten. Auch die HIV-Fälle seien in dem Land sprunghaft um 16 Prozent zum Vorjahr angestiegen. Laut Japan Times greife die Syphilis auch in Japan um sich. Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen seien die Zahlen dort so hoch gewesen wie aktuell. Die bakterielle Syphilis führt meist zu Ausschlägen und Wunden. Unbehandelt kann sie sogar tödlich enden.
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Auch in Deutschland gehe der Trend bei Geschlechtskrankheiten derzeit nach oben, so Norbert Brockmeyer, Präsident der deutschen STI Gesellschaft gegenüber NTV. STI steht für „sexuell übertragbare Krankheiten“. „Nicht nur bei der Syphilis, sondern insbesondere auch bei Chlamydien, Gonokokken und Mycoplasma genitalium. All diese Infektionen werden durch Bakterien verursacht, wobei gegen die letzten beiden kaum noch Antibiotika wirken“, so Brockmeyer weiter. Dabei beruft er sich auf inoffizielle Zahlen aus lokalen Gesundheitszentren, auch aus Berlin. Das Robert Koch-Institut erfasse längst nicht alle Geschlechtskrankheiten systematisch.
Nachholbedarf beim Sex nach der Pandemie
Brockmeyer vermutet zum einen den Trend zum Onlinedating hinter dem Anstieg. Seit den 2000er-Jahren seien die Zahlen kontinuierlich gestiegen. Während der Pandemie hätten die sexuellen Kontakte zwar abgenommen, aber in den kleineren Netzwerken seien wiederum vermehrt Geschlechtskrankheiten aufgetaucht. Hinter dem aktuellen Anstieg der Krankheitszahlen könne auch der Wunsch stecken, Verpasstes aus Pandemie-Zeiten aufzuholen, glaubt der Experte.
Um den Trend langfristig abzuwenden, fordert Brockmeyer mehr sexuelle Aufklärung in Schulen. Denn: Besonders häufig seien junge Frauen und Männer betroffen. Sie sollten möglichst schon ab dem 9. Lebensjahr über Geschlechtskrankheiten und den Umgang mit ihnen aufgeklärt werden, so Brockmeyer.
