US-Geheimdienste: Ukrainische Spezialeinheiten sollen Kreml angegriffen haben

Laut New York Times konnten US-Spione Mitteilungen von ukrainischen Beamten abfangen. Die erlangten Informationen legen nahe, dass der Drohnenangriff vom 3. Mai von der Ukraine ausging. 

Veröffentlichte Bilder aus einer Überwachungskamera zeigen Flammen und Rauch über der Kuppel des Kreml-Senatsgebäudes. 
Veröffentlichte Bilder aus einer Überwachungskamera zeigen Flammen und Rauch über der Kuppel des Kreml-Senatsgebäudes. Kremlin Red Square/Imago

Russische Medien und Behörden behaupten, die Ukraine habe am 3. Mai Moskaus Präsidentenpalast mit Drohnen angegriffen. Drei Wochen später hat nun eine große US-amerikanische Zeitung Informationen erhalten, die diese Theorie stützen.

Wie die New York Times am Mittwoch berichtet, soll der Drohnenangriff auf den Kreml wahrscheinlich von einer der ukrainischen militärischen oder geheimdienstlichen Spezialeinheiten ausgeführt worden sein. Die Operation habe zu einer Reihe von verdeckten Aktionen gegen russische Ziele gehört.

Die New York Times beruft sich auf Informationen von US-Geheimdiensten. Die amerikanischen Spionagebehörden wüssten allerdings nicht genau, welche ukrainische Einheit den Angriff ausgeführt habe. Unklar sei auch, ob der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder seine Spitzenbeamten von der Operation wussten.

Ukrainische Regierung hat den Kreml-Angriff wohl nicht autorisiert

Die US-Behörden gelangten dem Bericht zufolge zu ihrer vorläufigen Einschätzung durch abgefangene Mitteilungen, in denen russische Beamte die Ukraine beschuldigten. Dies decke sich mit den offiziellen Vorwürfen der Russen. Besonders brisant seien aber die Anschuldigungen aus den eigenen Reihen der Ukrainer. Demnach seien auch Mitteilungen entschlüsselt worden, in denen ukrainische Beamte sagten, dass sie davon ausgehen würden, dass ihr Land für den Angriff verantwortlich sei. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass die ukrainische Regierung den Drohnenangriff auf den Kreml direkt autorisiert habe, sei aber gering, heißt es weiter. Die Geheimdienste hätten noch keine konkreten Beweise dafür, welche Regierungsbeamten, ukrainischen Einheiten oder Agenten beteiligt gewesen seien. Der Angriff scheine demnach Teil einer Reihe von geheimen Missionen zu sein, die den USA – dem größten Lieferanten der Ukraine für militärische Ausrüstung – Unbehagen bereitet hätten. Die Regierung von Joe Biden sei besorgt über das Risiko, dass Russland US-Beamte beschuldigen und als Vergeltung den Krieg über die Ukraine hinaus ausweiteten könnte, schreibt die New York Times.

Putin war nicht im Gebäude – Russland spricht von „Terrorangriff“

Am Nachmittag des 3. Mai 2023 hatte die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS unter Verweis auf den Pressedienst des Kremls gemeldet, dass in der Nacht zuvor ein Drohnenangriff auf die Präsidentenresidenz des Kremls vereitelt worden sei. Angeblich wurden dabei zwei Drohnen durch die Radarkontrollsysteme außer Gefecht gesetzt. Moskau beschuldigte die Ukraine, den „Anschlag“ ausgeführt zu haben und wertete diesen als „Terrorangriff“. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow kam Präsident Wladimir Putin nicht zu Schaden. Er befand sich zum Zeitpunkt der Drohnenangriffe offenbar nicht im Kreml, sondern in seiner Residenz Nowo-Ogarewo.