Lehrerberaterin spricht über Ängste, Überforderung und Ohnmachtsgefühle

Viele Lehrer standen auch schon vor der Pandemie an der Belastungsgrenze. Eine Beraterin, die selbst auch unterrichtet sagt, die Perspektive auf die Probleme habe sich jetzt verändert.

Corona ist sowohl für Schüler als auch Lehrer eine alltägliche Herausforderung.
Corona ist sowohl für Schüler als auch Lehrer eine alltägliche Herausforderung.dpa/Uli Deck

Berlin-Martina Schmidt hilft Lehrkräften als Coach und in Fortbildungen, mit Stress umzugehen. Im Interview mit dem Deutschen Schulportal sagt sie, die meisten Lehrkräfte hätten die Überforderung vor der Corona-Pandemie als ein persönliches Problem betrachtet. Jetzt habe sich der Blick verändert:
„Wir befinden uns alle gemeinsam in einer Krise, deshalb fällt es Lehrkräften leichter, über Ängste, Überforderungen oder Ohnmachtsgefühle zu sprechen.“  

Schmidt sagt, die Lehrkräfte hätten festgestellt: „Das System kümmert sich nicht darum, dass ich gesund bleibe im Job, ich muss das also als meine eigene Aufgabe anerkennen.“ Sie rät daher, sich im Schulalltag verschiedene „Anker“ zu schaffen, um Selbstfürsorge-Rituale zu integrieren. So könne man etwa beim Händewaschen die Zeit dazu nutzen, um vor dem Spiegel die Schultern zu bewegen und bewusst lange auszuatmen. „Achtsamkeit ist wie ein Muskel, den man trainieren kann.“, so Schmidt.

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Schmidt nennt zwei Prinzipien, die für einen erfolgreichen Schulalltag relevant seien: Stabilität und Flexibilität. Dazu sollten sich Lehrkräfte erstens eine „gewisse professionelle Gelassenheit“ aneignen. Auch das Heraustreten aus der eigenen Komfortzone führe zum Erfolg. 

Auch in Dienstbesprechungen setzt Schmidt auf Achtsamkeit. „Es geht darum, offen zu sein, miteinander zu reden und sich auszutauschen zum Umgang mit bestimmten Problemen. Wir lernen an unserer Schule im Moment sehr viel voneinander, stellen uns gegenseitig zum Beispiel digitale Tools vor, die wir im Unterricht einsetzen“, so die Lehrerin

An ihrer Schule sei beschlossen worden, die Maskenpflicht bis zu den Herbstferien beizubehalten, obwohl von der Landesregierung so nicht vorgesehen. „Ich kann dann zum Beispiel darüber sprechen, dass ich Angst habe, mich anzustecken.“, sagt die Beraterin.