Lehrerverband rechnet mit Impfpflicht-Debatte für Lehrkräfte

Der Lehrerverband geht davon aus, dass nach den Sommerferien wieder ein normaler Unterricht möglich ist. Viele Fragen seien aber noch offen.

Bis zum Ende der Sommerferien könnten schon viele Schüler und Lehrer geimpft sein. 
Bis zum Ende der Sommerferien könnten schon viele Schüler und Lehrer geimpft sein. dpa/Sebastian Gollnow

Berlin-Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ist optimistisch, dass die Schulen nach den Sommerferien zum normalen Unterricht zurückkehren können. „Ich rechne damit, dass der dritten Welle keine vierte mehr folgen wird und das nächste Schuljahr bei anhaltend sinkenden Inzidenzen und weiteren Impffortschritten im Regelbetrieb starten kann“, sagte Meidinger der Welt.

Zumindest für die älteren Schüler gebe es eine reelle Chance, bis dahin geimpft zu sein. „Wir befürworten auch Impfaktionen an Schulen, um ein niedrigschwelliges Angebot für Schüler und Lehrkräfte zu schaffen“, betonte Meidinger. Daran schließe sich aber die Frage an, wie der Schulbetrieb im Nebeneinander von geimpften und ungeimpften Schülern sowie Lehrkräften organisiert werden könne.

Dazu zählten Frage wie: „Was passiert, wenn Eltern nicht wünschen, dass ihr Kind von einem ungeimpften Lehrer unterrichtet wird? Dürfen ungeimpfte Schüler mit auf Klassenfahrt und in die Theatergruppe? Kann ich Geimpften das Tragen einer Maske abverlangen?“

Er rechne fest damit, dass es eine politische Debatte um eine Impfpflicht für Lehrkräfte geben werde, sagte Meidinger. Der Lehrerverband spreche sich zwar gegen eine Pflichtimpfung aus. Seiner Ansicht nach hätte der Staat bei verbeamteten Lehrkräften und entsprechender gesetzlicher Regelung aber wohl die Handhabe dazu.

Wegen Corona: Hälfte der Präsenzstunden fiel aus

Insgesamt haben die knapp elf Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland laut des Lehrerverbands seit Beginn der Corona-Pandemie auf rund die Hälfte der Schulstunden im Präsenzunterricht verzichten müssen. Seit März 2020 seien durchschnittlich zwischen 350 und 800 Stunden Präsenzunterricht für jeden Schüler ausgefallen, sagte Meidinger der Bild. „Das ist im Schnitt wohl ein halbes Schuljahr.“

Um den Pandemie-bedingten Unterrichtsausfall auszugleichen, forderte Meidinger „differenzierte Lösungen, begleitende Zusatzangebote am Nachmittag im nächsten Schuljahr, aber auch Angebote am Wochenende und in den Ferien“. Dies könne auch digitale Nachhilfe umfassen. Die Angebote müssten für die Schüler allerdings verpflichtend sein, forderte der Chef des Lehrerverbands.

Zugleich warnte Meidinger, noch wisse „niemand, woher angesichts des Lehrermangels die zusätzlichen Kräfte für die Lernförderung herkommen sollen. Ohne Lehramtsstudierende und Lehrkräfte, die schon in Rente oder Pension sind, wird es nicht gehen.“