Leopard 2: Russischer Gouverneur verspricht hohe Prämien für erbeutete Panzer
Nach der Ankündigung westlicher Panzerlieferungen an die Ukraine wurden in Russland hohe Prämien auf deutsche Leopard-Panzer ausgesetzt. US-Gerät ist offenbar weniger begehrt.

Wenige Tage nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch der Lieferung deutscher Leopard-2-Panzer an die Ukraine zugestimmt hat, sind in Russland hohe Belohnungen auf erbeutete oder zerstörte Kampfpanzer ausgesetzt worden. Ganze drei Millionen Rubel (etwa 40.000 Euro) sollen Militärs der Region Transbaikalien für jeden erbeuteten Leopard-Panzer erhalten. Einen entsprechenden Erlass hat Aleksandr Osipov, Gouverneur der zu Russland gehörenden Verwaltungsregion, nach Angaben des russischen Nachrichtenportals RBK jüngst unterzeichnet.
Ziel der hoch angesetzten Kriegsprämien ist offenbar die Eroberung westlicher Panzer für den eigenen Bestand. So werden zerstörte Leopard-Panzer dem Bericht zufolge mit „nur“ einer Million Rubel (rund 13.000 Euro) prämiert. US-Kampfpanzer vom Typ Abrams M1 – deren Lieferung in die Ukraine Präsident Joe Biden ebenfalls am Mittwoch verkündet hatte – stehen bei der russischen Regionalregierung scheinbar weniger hoch im Kurs. Hier winken dem Erlass zufolge Belohnungen von 1,5 Millionen Rubel für jeden erbeuteten und 500.000 Rubel für jeden zerstörten Panzer.
Noch liefert ihn keiner: 15 Millionen Rubel für Kampfjet F-16
Tatsächlich ist der russische Gouverneur in Transbaikalien nicht der Einzige, der angesichts versprochener Waffenlieferungen der Nato-Verbündeten an die Ukraine die Jagd auf Leopard, Abrams und Co eröffnet hat. Auch der russische Energiekonzern Fores kündigte am Freitag via Pressemitteilung an, in dem völkerrechtswidrig angegriffenen Land erobertes oder zerstörtes Kriegsgerät finanziell entlohnen zu wollen.
Die Nato habe sich nicht an ihre Devise gehalten, ausschließlich Verteidigungswaffen in die Ukraine zu schicken, so das Unternehmen. Daher müsse man jetzt Taten – oder eben den Geldbeutel – sprechen lassen. Besonders interessiert sei man demnach an US-Kampfflugzeugen vom Typ F-15 und F-16. Diese würden mit ganzen 15 Millionen Rubel prämiert, umgerechnet fast 200.000 Euro und mehr als das Dreißigfache des durchschnittlichen Jahreseinkommens in Russland. Weitaus kleinere Prämien hatte die russische Regierung in Moskau bereits Ende letzten Jahres ausgerufen.
Um eine Lieferung der auch in Russland offenbar besonders begehrten Kampfjets hatte der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk bereits kurz nach der Zusage von Leopard-Lieferungen am Mittwoch gebeten. „Der Countdown läuft“, schrieb Melnyk bei Twitter. „Da bin ich gespannt, wie lange noch die Ampel die Lieferung von Kampfjets und Raketen ablehnen kann.“ Der ehemalige Botschafter in Berlin ist für seine offene und bewusst provokante Wortwahl bekannt.
Der Countdown läuft. Da bin ich gespannt, wie lange noch die #Ampel die Lieferung von 🇩🇪Kampfjets & Raketen ablehnen kann. Auch wenn die Mehrheit noch skeptisch ist, unterstützen - immerhin - schon heute 26% diesen Schritt🙏🏻Das ist viel. Wir schaffen das 💪https://t.co/rAwcfZLSNy pic.twitter.com/gmRtBiVuHe
— Andrij Melnyk (@MelnykAndrij) January 27, 2023
SPD-Chefin Saskia Esken hatte die Lieferung von Kampfflugzeugen in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ am Sonntag zumindest nicht endgültig ausgeschlossen. Bislang wurde in der Bundesregierung sowie unter den Nato-Staaten aber noch nicht ernsthaft über das Thema diskutiert.
Der Bundeskanzler kritisierte indes die Äußerungen seiner Parteikollegin. Ein „Überbietungswettbewerb“ in der Debatte um weitere Waffenlieferungen an die Ukraine sei nicht zielführend. „Es ist dazu jetzt alles gesagt“, betonte Scholz am Sonntag in Chile.
