Klimaschutz-Demonstranten der Gruppierung „Letzte Generation“ haben in Berlin erneut Autobahnen blockiert. Die Aktivisten twitterten am Montagmorgen, „Zurück in Berlin“, und zeigten ein Bild, auf dem mindestens fünf Personen zu sehen sind, die auf einer Fahrbahn sitzen. Laut Polizei Berlin hatten sich etliche Demonstranten auf der Fahrbahn festgeklebt.
Wie die Polizei weiter mitteilt, gab es am Morgen an 13 Orten Blockierungen an Berliner Autobahnen. Unter anderem waren die Zu- und Abfahrten Beusselstraße, Saatwinklerdamm, Sachsendamm, Messe Nord, Messe Süd Tegeler Weg, Goerdelerdamm, Oberlandstraße, Konstanzer Straße, Seestraßenbrücke betroffen. Die Sperrungen waren gegen Mittag aufgehoben.
Letzte Generation in Berlin: Etwa 80 Aktivisten auf den Straßen
An jedem Demonstrationspunkt habe sich jeweils eine einstellige Zahl von Demonstranten beteiligt. Insgesamt sollen sich demnach etwa 80 Menschen auf die Straßen gesetzt haben. Es kam zu Staus. Die Polizei war im Einsatz und löste die meisten Blockaden zügig auf.
Bei Twitter veröffentlichte die Gruppe „Letzte Generation“ Fotos, die zeigten, wie Blockierer mit Transparenten im Regen auf der Straße sitzen. Sie teilte mit: „60 Bürger und Bürgerinnen der Letzten Generation fordern ‚Öl sparen statt bohren!‘ und blockieren derzeit friedlich an 11 Stellen die Stadtautobahn A100 in Berlin. Sie erwarten eine Erklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz, dass es keine neuen Ölbohrungen in der Nordsee geben wird.“
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Von Festnahmen oder Ausschreitungen ist bisher nichts bekannt, so eine Sprecherin auf Anfrage der Berliner Zeitung.
Die Demonstranten schreiben auf Twitter: „Robert Habeck gab über Wochen keine Erklärung gegen neues Nordseeöl ab. Jetzt fordern wir ein Machtwort von @OlafScholz ! Nordseeöl? Nö! Wir müssen #ÖlSparenStattBohren! Weshalb gibt es z.B. noch keinen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr?“
ZURÜCK IN BERLIN
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) June 20, 2022
Robert Habeck gab über Wochen keine Erklärung gegen neues Nordseeöl ab. Jetzt fordern wir ein Machtwort von @OlafScholz!
Nordseeöl? Nö!
Wir müssen #ÖlSparenStattBohren! Weshalb gibt es z.B. noch keinen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr? pic.twitter.com/WnAD58YEfz
Wie die Verkehrsinformationzentrale (VIZ) mitteilte, werden derzeit folgende Straßen blockiert:
Wegen der Demonstration und dem damit verbundenen Polizeieinsatz wurden zudem die Buslinien 106 und 109 eingestellt, teilte VIZ weiter mit.
Demonstrant ist im Internet bereits berühmt
Einer der jetzt auch in Berlin anwesenden Demonstranten erlangte kürzlich eine gewisse Berühmtheit im Netz. Im Mai war bei einem Protest von Einsatzkräften der Polizei Brandenburg weggetragen worden. Auf dem Video ist zu hören, wie der junge Klimaaktivist mehrfach laut „Auuuu“ ruft. Als ihm einer der Beamten die Hand ein wenig verbiegt, weist der Umweltschütze ihn darauf hin, dass er mit dieser Hand womöglich nicht mehr Gitarre spielen könne.
Ja, @hinschauHen KÖNNTE laufen. Die Bundesregierung KÖNNTE auch eine Erklärung abgeben, kein neues Nordsee-Öl zu fördern, und anfangen unser Leben zu schützen.#LetzteGeneration pic.twitter.com/oT2JAhi9ZJ
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) May 23, 2022
Obwohl die Polizisten ihn mehrfach auffordern aufzustehen, weigert sich der Klimaaktivist beharrlich. Als die Polizisten ihn schließlich weitertragen, beschwert er sich über die polizeiliche Maßnahme und sagt: „Das tut nicht Not.“ Das Video ging nach der Veröffentlichung viral, neben viel Zustimmung erntete der Klimaaktivist auch Spott und Häme für sein Verhalten.
„Letzte Generation“ kündigt weitere Demos in nächster Zeit an
Die Gruppe „Letzte Generation“ hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, ab dieser Woche wieder Autobahnen zu blockieren. Daran sollten sich mehr Menschen als zuvor beteiligen. In einem offenen Brief an die Bundesregierung hatte sie gefordert, sofort mehr gegen den Klimawandel zu tun. Um das durchzusetzen, brauche es eine öffentliche Störung durch die Unterbrechung des Alltags.
Im Januar und Februar hatte die Initiative in Berlin laut Polizei 45 Mal Autobahnabfahrten mit sitzenden und angeklebten Demonstranten blockiert. Danach folgten Blockaden an Flughäfen und am Hamburger Hafen. Im März wurden die Aktionen unterbrochen, später wieder aufgenommen. Das führte in Berlin zu mehr als 270 Strafanzeigen und rund 120 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. Inzwischen gibt es bei der Polizei eine mittlere dreistellige Zahl an Ermittlungsverfahren, meist wegen Nötigung und Widerstand gegen Polizisten.
