Eine Schwesterorganisation der Letzen Generation hat die Stadtautobahn in Paris blockiert. Elf junge Männer und Frauen setzten sich am Samstag in der Höhe der Porte d’Italie auf den „Boulevard périphérique“, das Pendant der Berliner Stadtautobahn. Einige von ihnen klebten ihre Hände auf der Straße fest. Die französische Polizei reagierte umgehend und schickte eine Spezialeinheit. Die Einsatzkräfte rissen die angeklebten Hände der jeweiligen Aktivisten der Gruppe „Dernière Rénovation“ direkt wieder von der Straße, nach etwa 20 Minuten rollte der Verkehr wieder. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP, zudem kursiert im Netz ein Video von dem Einsatz.
Auf einem Video ist zu sehen, wie die Gruppe über eine Absperrung auf die Autobahn klettert, die Autofahrer mit Handzeichen zum Anhalten auffordert und ein Transparent entrollt. Anschließend setzen sich die Aktivisten auf die Straße, einige davon kleben sich eilig eine Hand auf der Straße fest. Dann kommt die Polizei. Nach Angaben von AFP handelt es sich dabei um die „Brigade de répression des actions violentes“ (BRAV), was übersetzt „Brigade zur Unterdrückung von Gewaltaktionen“ bedeutet.
Diese Einheit kommt vor allem bei Demonstrationen zum Einsatz, die Polizisten sind in Paris gefürchtet und gelten als rücksichtslos. Auf dem Video ist weiterhin zu sehen, wie die Einsatzkräfte die Teilnehmer des Klimaprotestes ein Mal fragen, ob sie aufstehen wollen. Als diese verneinen, werden sie ohne weitere Aufforderung angehoben und weggetragen.
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Pariser Polizei schickt Spezialeinheit
Intervention de la BRAVM qui décolle les mains des militants @derniere_renov
— Clément Lanot (@ClementLanot) June 25, 2022
Ils avaient utilisés de la colle forte pour empêcher la police de les déloger du périphérique.
Aucun militant ne semble blessé. https://t.co/LvmutRprq9 pic.twitter.com/0hQWigUeFG
Mindestens eine der im Video sichtbaren Frauen hat sich die Hand zwar auf die Straße geklebt, doch auch das hält die Polizei nicht von der Räumung ab. Ein Uniformierter umklammert das Handgelenk der Frau und zieht einmal kräftig daran. Dazu sagt er: „Hopp!“ Auf dem Video ist deutlich zu hören, wie der Kleber sich dabei mit einem ratschenden Geräusch löst, die Frau stöhnt hörbar auf. Während sie sich ihre Hand anschließend mit schmerzerfülltem Gesicht hält und sie ungläubig mustert, sagt der Polizist zu einem Kollegen: „Ja, das klebt nicht wirklich gut, das ist Teer. Der Kleber hält nicht auf Teer.“
„Hören Sie auf mit dem Theater!“
Anschließend zieht er einem weiteren Aktivisten die Hand von der Straße, die aber ganz offensichtlich nicht festgeklebt ist. Dennoch wirft sich der Demonstrant auf den Rücken und brüllt mehrfach: „Meine Hand, meine Hand! Das tut superweh!“ Der Polizist lässt sich nicht beeindrucken und sagt mit ruhiger Stimme zu den anderen Polizisten: „Der hat nichts, alles gut, der hat nichts.“ Dann spricht er den noch immer schreienden Aktivisten an und sagt ihm mit ruhiger Stimme: „Hören Sie auf mit dem Theater, Monsieur!“
Wenige Minuten später ist die Stadtautobahn dann geräumt, der Verkehr rollt wieder an. Mindestens zwei der Klimaaktivisten werden direkt nach der Räumung in einem Krankenwagen behandelt. Welche rechtlichen Konsequenzen der Gruppe drohen, ist noch unklar. Sie wurden nach Informationen von vor Ort zunächst alle festgenommen. Der AFP sagt einer der Demonstranten, er habe „überhaupt keine Lust, hier zu sein, aber es ist notwendig“. Eine Mitstreiterin fügt hinzu: „Man kann ja verstehen, dass die Autofahrer genervt sind, aber wir machen das ja auch für sie.“

Die Gruppe „Dernière Rénovation“ teilte nach der Aktion mit: „Es erfordert eine unglaubliche Entschlossenheit, auf der Ringstraße zu sitzen, und sobald die Polizei eintrifft, bleiben sie auf dem Asphalt, um so lange wie möglich durchzuhalten! Vielen Dank an die elf Bürger, die das Wochenende in Polizeigewahrsam verbracht haben und am Montag wieder zur Arbeit zurückkehren.“
