Lichtenbergs Vize-Bürgermeister Hönicke macht Depressionen öffentlich

Kevin Hönicke, SPD-Stadtrat in Lichtenberg, will bewusst Gerüchten entgegenwirken und geht an die Öffentlichkeit. 2022 litt er an schweren Depressionen.

Der Lichtenberger Stadtrat und Vize-Bürgermeister Kevin Hönicke (SPD)
Der Lichtenberger Stadtrat und Vize-Bürgermeister Kevin Hönicke (SPD)IK_B_FOTOGRAFEN

Der Lichtenberger Bezirksstadtrat und stellvertretende Bürgermeister, Kevin Hönicke (SPD), hat am Dienstag auf Facebook und Twitter bekanntgegeben, dass er 2022 an einer schweren Depression erkrankt ist. Die Krankheit hätte ihn, so Hönicke wörtlich, „fast das Leben gekostet“. Seine Kinder, drei und vier Jahre alt, hätten ihn schließlich vom Freitod bewahrt.

Eigentlich trenne er Berufliches und Privates sehr streng, schreibt Hönicke am Dienstagmorgen. Doch da Männer immer wieder Gerüchte um seine Person schüren würden, gehe er nun an die Öffentlichkeit. Dazu schreibt er auf Facebook. „Aber zum Schutz meiner Persönlichkeit und meiner Familie, welche in den letzten Wochen immer wieder mit Polizeischutz leben musste, ist es nur gut, wenn ich einfach reinen Tisch mache, und Gerüchten und der aktuellen menschlicher Zerstörung meiner Person entgegenwirke.“

Kevin Hönicke: Er ignorierte die Depression zuerst

Kevin Hönicke erklärt seinen Krankheitsweg: Nach privaten Schicksalsschlägen sei er 2020 verstimmt gewesen. Da er die Symptome ignoriert habe, seien sie schlimmer geworden. Hönicke habe in der Nacht nur zwei Stunden schlafen können. Diese Schlaflosigkeit habe ihn „fast gekillt“. Hinzu seien Grübeln und körperliche Schmerzen in Beinen und Genitalien gekommen. Der SPD-Politiker suchte Ärzte auf. Doch die hätten nichts Körperliches finden können.    

„Ich hatte, obwohl ich wusste, dass niemand da ist, das Gefühl, jemand drückt mir den Hals zu. Jeden Tag das Gefühl zu haben, ich werde gewürgt, einfach so mitten am Tag, obwohl niemand da ist, ist wirklich die Hölle“, schreibt Hönicke. Obwohl er gewusst habe, dass er an Depressionen leidet, habe er versucht, die Krankheit zu ignorieren, am Tag 14 Stunden gearbeitet und sich nebenbei um seine Kinder gekümmert.

Diagnose Depressionen: Hönicke nahm 25 Kilo ab

„Meine Depression wurde mit jeder Woche schlimmer und ich war irgendwann so fertig, dass ich über eine halbe Stunde gebraucht habe, um mich für Socken zu entscheiden, ich konnte nicht mehr einkaufen, weil ich nicht mehr wusste, wie das geht.“ Beruflich habe er noch funktionieren können, privat sei gar nichts mehr gegangen.

Hönicke habe schließlich 25 Kilo abgenommen, sein Team habe ihn dann verboten zu arbeiten. Er sei in mehreren Notaufnahmen abgewiesen worden. Eine Freundin habe ihn dann in die Klinik gefahren, schreibt der SPD-Politiker. Schließlich habe er mit der Hilfe von Freunden und der Familie erreicht, dass es ihm heute besser gehe.

Zum Schluss heißt es in dem sehr langen Facebook-Post: „Ich danke allen Menschen, die ich bei dieser Reise zu mir selbst kennenlernen durfte und freue mich, dass einer davon ‚Sido‘ ist, der sich ja mittlerweile offen bekennt. Es ist gut, wenn Personen (VIP) Signale setzen. Auch wenn viele ‚Prominente‘, die ich in der Klinik kennenlernen durfte, sich noch nicht bekannt haben, hoffe ich, dass wir alle gemeinsam dafür kämpfen, dass die Erkrankung der Depression eine anerkannte Krankheit in der Gesellschaft ist.“

Hilfe-Nummern
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de