Viele Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft erhalten ihren Lohn- und Gehaltszettel längst digital als PDF oder können sie selbstverständlich über ein Mitarbeiter-Portal abrufen. Nicht so im öffentlichen Dienst in Berlin. Tausende Angestellten in der Verwaltung bekommen ihre Lohnzettel ausschließlich auf Papier. So hat das Land Berlin im vergangenen Jahr 1,48 Millionen solcher Zettel per Post verschickt oder an die Mitarbeiter verteilt. Jeder dieser Entgeltnachwiese enthält im Durchschnitt zwei Blatt Papier. Kosten für das Land Berlin im Jahr: 551.611 Euro.
Die Zahlen gab die Finanzverwaltung nach einer parlamentarischen Anfrage der FDP bekannt. Das Dokument ist noch nicht veröffentlicht und liegt der Berliner Zeitung exklusiv vor. Allein für das Porto gibt die Hauptstadt im Jahr fast eine Viertelmillion Euro aus und 233.000 Euro für den Druck der Briefe.
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Eine digitale Umstellung? Nicht ohne „weitreichende technologische Änderungen“ möglich, sagt der Senat. Begründung: Es gibt nicht für jeden einzelnen Mitarbeiter eine eigene Datei. Schriftlich heißt es in der Antwort: „Darüber hinaus wäre es für eine elektronische Übermittlung zwingende Voraussetzung, dass für jeden Personalfall eine einzelne Datei vorhanden sein müsste. Bei der Personalabrechnung wird jedoch pro Senatsverwaltung, Bezirksverwaltung, Sonderbehörde (sog. IPV-Buchungskreise) je eine Datei mit jeweils allen Tarif- bzw. Besoldungsfällen erstellt. Es besteht keine Möglichkeit, in einem Arbeitsschritt einzelne Dateien pro Personalfall zu erstellen.“
Der Abgeordnete Roman-Francesco Rogat von der FDP stellte die Anfrage beim Senat und kann über diese Zustände nur den Kopf schütteln. Er sagte der Berliner Zeitung: „Die Berliner Verwaltung verweigert sich bei der Digitalisierung der Entgeltabrechnung dem Fortschritt. Diese Verweigerung kostet die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler jährlich 511.000 Euro. Dabei entsteht jedes Jahr ein Stapel mit knapp 3.000.000 Seiten Papier, der mit seinen 300 Meter an die Höhe des Fernsehturms heranreicht. Tendenz leider weiterhin steigend. Dieser Zustand ist auch aus ökologischer Sicht nicht haltbar.“
