Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, erwartet eine Ausbreitung exotischer Infektionskrankheiten in Deutschland infolge des Klimawandels. Der Klimawandel führe in Deutschland zu einer Ausdehnung der Lebensräume von Mücken und Zecken, sagte Wieler den Zeitungen der Funke-Gruppe (Montagausgaben). Viele Mücken- und Zeckenarten könnten virale, bakterielle und parasitäre Infektionserreger übertragen.
Ärzte müssten für das Auftreten exotischer Infektionskrankheiten „sensibilisiert werden“, die sonst nur nach Reisen aufträten. Als Beispiele nannte der RKI-Chef Zika-, Dengue- oder das West-Nil-Virus sowie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Aber auch eine Rückkehr der Malaria sei möglich. Die Vermehrung von Viren in Mücken sei temperaturabhängig, sodass mit höheren Temperaturen über längere Zeiträume die Wahrscheinlichkeit von Infektionen durch Mückenstiche steige.
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Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es immer wieder Malaria-Ausbrüche der Fieberkrankheit. Übertragen werden kann sie von der Anopheles-Mücke, sie lebt an Küsten und in Mooren. In den Siebzigerjahren galt die mitunter tödliche Fieberkrankheit in Europa als ausgerottet. Zuletzt wurden jährlich etwa 500 bis 600 Malaria-Erkrankungen gemäß der IfSG-Meldepflicht erfasst, so das RKI. Betroffen waren vor allem Reisende.
Klimawandel, Zecken und Mücken
Der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum benötigt bei Temperaturen unter 28 Grad Celsius zwischen zwölf und 18 Tagen in einer Mücke, um infektiös zu werden. Heimische Insekten sterben oftmals bereits vorher, bei eingeschleppten Arten ist dies teils anders.
Der FDP-Gesundheitspolitiker und Mediziner Andrew Ullmann erwartet ebenfalls, dass aufgrund der klimabedingten Ausbreitung von Zecken- und Mückenpopulationen Krankheiten vermehrt in Europa und Deutschland auftauchen, „die in unseren klimatischen Regionen bisher unbekannt waren“.
Ullmann forderte, auf die Entwicklung zu reagieren. Notwendig seien „weitere Forschungs- und Innovationsinitiativen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ausbreitung von Krankheitserregern besser zu verstehen und wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Ullmann den Funke-Zeitungen.
