Bundesregierung erwägt Reisewarnung für die Balearen

Eine Reisewarnung hätte schwerwiegende Folgen für die Tourismusindustrie. Auf Mallorca versucht man, die Zahl der Neuinfektionen zu relativieren.

Der Strand von Cala Major.
Der Strand von Cala Major.dpa/Clara Margais

Berlin-Die Bundesregierung prüft angesichts eines Anstiegs der Zahl von Corona-Neuinfektionen eine Reisewarnung für die Balearen. Darüber gebe es derzeit regierungsinterne Beratungen, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr, am Freitag laut der Nachrichtenagentur AFP. Eine solche Warnung gibt es bereits für mehrere spanische Regionen, Mallorca und die benachbarten Inseln sind bislang jedoch nicht betroffen.

„Wir beobachten die gestiegenen Fallzahlen in Spanien sehr genau“, sagte Adebahr zur Entwicklung in dem bei deutschen Touristen beliebten Land. Dies gelte auch für die Balearen, wo es ebenfalls einen Anstieg der Infektionszahlen gebe. „Daher kann es sein, dass die Bundesregierung eine Reisewarnung ausspricht“, sagte die Sprecherin weiter. Bislang gebe es dazu aber noch keine Entscheidung.

Mehr als 1500 Corona-Fälle auf den Balearen

Nach offiziellen Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde gibt es zurzeit mehr als 1500 Corona-Fälle auf den Balearen mit insgesamt etwa 1,15 Millionen Einwohnern. In den vergangenen 24 Stunden seien 264 Neuinfektionen registriert worden, schrieb die Mallorca Zeitung am Freitag.

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Auf der Inselgruppe ist die Sieben-Tage-Inzidenz auf 80,21 gestiegen. Am Donnerstag hatte der Wert noch 66,81 betragen, am Mittwoch 55,42. Somit liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen nun schon den dritten Tag in Folge über dem kritischen Grenzwert von 50. In einem solchen Fall hat das Robert-Koch-Institut (RKI) bisher Regionen zu Corona-Risikogebieten erklärt, was eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes zur Folge hatte.

Das RKI verweist auf seiner Internetseite auf eine zweistufige Bewertung, der eine Einstufung als Risikogebiet zugrunde liegt. Demnach werde zunächst die Sieben-Tage-Inzidenz hinsichtlich der Obergrenze analysiert. Dann folgt der zweite Schritt, der eine vom Grenzwert unabhängige Analyse beinhaltet. Hierzu werden Lageberichte des Auswärtigen Amtes herangezogen, die Aspekte wie Testkapazitäten und Hygienekonzepte berücksichtigen. Explizit verweist das RKI darauf, dass auch Regionen, die den Grenzwert unterschreiten, zum Risikogebiet erklärt werden können, wenn „die Gefahr eines erhöhten Infektionsrisikos vorliegt“.

Mallorca: Reisewarnung hätte schwerwiegende Folgen für Tourismus

Eine Reisewarnung hätte schwerwiegende Folgen für die Tourismusindustrie: Pauschalreisen werden in der Regel sofort abgesagt, nur Individualreisen finden noch statt. Reiserückkehrer müssen bei der Ankunft in Deutschland dann aber einen Corona-Test machen und bis zum Ergebnis in Quarantäne. Urlauber, die zum Zeitpunkt der Warnung in der Region sind, können die Reise abbrechen. Massenhafte Stornierungen wären die Folge.

Auf Mallorca versucht man indes, die Zahl der Neuinfektionen zu relativieren: Man registriere derzeit vor allem deshalb so viele neue Fälle, weil viel mehr Tests ausgeführt würden als zuvor, zitiert die Mallorca Zeitung die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez. So würden allein im öffentlichen Gesundheitssystem auf den Balearen derzeit rund 2000 PCR-Tests pro Tag gemacht – mehr als zu den Höhepunkten der ersten Welle.