„Manifest für den Frieden“: Politologe Varwick zieht Unterschrift zurück
Johannes Varwick gehörte zu den Erstunterzeichnern des „Manifests für den Frieden“. Nun will der Politologe mit der Initiative aber nichts mehr zu tun haben. Was ist der Grund?

Der Politologe Johannes Varwick hat seine Unterschrift für das von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiierte „Manifest für den Frieden“ zurückgezogen. In einer Stellungnahme am Freitag erklärte Varwick, der zu den Erstunterzeichnern des Dokuments gehörte, den Schritt damit, dass er sich „in keiner Form und bei keiner Sache“ mit Extremisten gemein machen wolle.
Unter den Erstunterzeichnern des Manifests, in dem vor einer Eskalation des Ukraine-Kriegs gewarnt wird, seien „mehrheitlich integre Persönlichkeiten aus unterschiedlichen politischen Lagern“ gewesen, schreibt Varwick. Inzwischen seien jedoch „zunehmend Personen dabei, mit denen ich nicht gemeinsam genannt werden möchte“. Namen nennt Varwick nicht.
Warum ich meine Unterschrift unter das “Manifest für Frieden” zurückziehe: 👉 https://t.co/qneWMr3lhm pic.twitter.com/dcZqiHcXHK
— Johannes Varwick (@JohannesVarwick) February 17, 2023
Die frühere Fraktionschefin der Linken, Sahra Wagenknecht, hatte zusammen mit der Feministin Alice Schwarzer am vergangenen Freitag eine Online-Petition gestartet, in der sie sich gegen Waffenlieferungen und für Verhandlungen mit Russland aussprechen. In den ersten sieben Tagen unterschrieben mehr als 500.000 Menschen, darunter auch Gregor Gysi, der Sänger Reinhard Mey und Satiriker Martin Sonneborn. Viele Kommentatoren werfen den Verfasserinnen vor, in ihrem Text die Grenzen zwischen der Ukraine als einem widerrechtlich überfallenen Land und dem Aggressor Russland zu verwischen.
Nachdem auch AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla seine Unterstützung für das Manifest erklärt hatte, war der Linke-Politikerin Wagenknecht und Emma-Herausgeberin Schwarzer mangelnde Abgrenzung vorgeworfen worden.
Varwick übt inhaltliche Kritik am „Manifest für den Frieden“
Varwick kritisiert das Manifest im Nachhinein auch inhaltlich. „Der Text schien mir zwar nicht in allen Punkten richtig justiert, aber bei einem solchen Text geht es immer um eine Konsensfassung, bei der nicht jeder die eigene Handschrift durchsetzen kann“, so Varwick. Aus diesem Grund sei er eigentlich auch kein Freund solcher Aufrufe.
Er sei zunächst auch nur von Schwarzer angesprochen worden, ob er sich der Initiative anschließen wolle, und habe sich „vermutlich nicht intensiv genug“ gefragt, ob er seine Unterschrift zurückziehen solle, nachdem sich auch Wagenknecht dem Manifest anschloss.
„Die Intention des Aufrufes findet nach wie vor meine volle Unterstützung“, betont Varwick. „Ich werde weiter bei jeder Gelegenheit Position beziehen und für meine Argumente streiten. Ich halte es aber inzwischen für einen Fehler, dieses Manifest unterstützt zu haben und will mich hiermit korrigieren.“
