Marsalek wohl V-Mann von Geheimdienst in Österreich

Seit Juni ist Marsalek untergetaucht. Nun geht die Bundesanwaltschaft der Frage nach, ob er als V-Mann für den österreichischen Geheimdienst tätig war.

Der Ex-Vertriebsvorstand von Wirecard, Jan Marsalek.
Der Ex-Vertriebsvorstand von Wirecard, Jan Marsalek.Bundeskriminalamt/BKA

Berlin-Der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek war möglicherweise V-Mann des österreichischen Nachrichtendienstes. Dem Generalbundesanwalt „liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der österreichische Staatsangehörige Jan Marsalek von einem Mitarbeiter des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als Vertrauensperson geführt wurde“, heißt es in der Antwort des Bundesjustizministeriums in Berlin auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi (Linke), über die die Süddeutsche Zeitung berichtet.

In der Antwort, die auch der dpa vorliegt, ergänzt das Ministerium aber: „Bislang haben sich keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte dafür ergeben, dass die im Raum stehenden Kontakte Jan Marsaleks zum BVT den Tatbestand einer gegen die Bundesrepublik Deutschland gerichteten geheimdienstlichen Agententätigkeit oder eines sonstigen in die Verfolgungszuständigkeit des Generalbundesanwalts fallenden Straftatbestands erfüllen könnten.“

Laut Süddeutscher Zeitung wollte das österreichische Innenministerium, dem das BVT untersteht, keine Stellung nehmen. Einen V-Mann in einem Dax-Unternehmen zu platzieren, wäre ein Affront und könnte die deutsch-österreichischen Beziehungen belasten. Der Linke-Abgeordnete De Masi forderte in der SZ: „Die Kanzlerin sollte schleunigst zum Telefon greifen und Sebastian Kurz fragen, was die Österreicher hier so treiben.“

Der frühere Manager des mittlerweile insolventen Bezahldienstleisters Wirecard, Marsalek, ist seit Juni untergetaucht. Die Ermittler werfen Marsalek, dem früheren Vorstandschef Markus Braun und anderen Verdächtigen organisierten Bandenbetrug vor. Sie sollen mit gefälschten Bilanzzahlen über drei Milliarden Euro von Banken und Investoren erschwindelt haben.