Trotz Haftstrafen und Peitschenhieben: Aufstand gegen Schleier im Iran

Aufruf: „Wir sagen Nein zu vierzig Jahren der Erniedrigung iranischer Männer und Frauen.“

Frauen müssen im Iran einen Schleier tragen, Männer nicht.
Frauen müssen im Iran einen Schleier tragen, Männer nicht.imago

Im Iran werden Frauen am Dienstag ihre Schleier abnehmen, um gegen das klerikal-islamische Regime zu protestieren. Im Iran herrscht Verschleierungspflicht für die Frauen in der Öffentlichkeit vorsieht. Frauen- und Menschenrechtsaktivistin Masih Alinejad veröffentlichte auf Twitter sowie auf ihrer Plattform MyStealthyFreedom einen Aufruf, gegen das islamische Kopftuch aufzubegehren. Sie bezeichnet die Aktion als „Frauenrevolution“.

Mehrere Frauen werden dabei in der Öffentlichkeit ihre Schleier ablegen, die sie als massive Freiheitseinschränkung und Frauenunterdrückung empfinden. Ein solcher Protest bleibt oftmals nicht ohne Folgen: Es drohen mehrjährige Haftstrafen. Auch Peitschenhiebe können nicht ausgeschlossen werden.

Unter Präsident Ebrahim Raisi ist die Anzahl der Todesstrafen gestiegen. Seit der Islamischen Revolution vor über 40 Jahren gelten streng religiöse Gesetze, die unter anderem Frauen unter einem Schleier zwingen.

Die Exiliranerin Masih Alinejad lebt seit 2014 in New York und betreibt seitdem von dort aus ihr Engagement gegen die Zwangsverschleierung im Iran. Gegen sie kam es zu mehreren Todesdrohungen. Vor einem Jahr soll der iranische Geheimdienst laut dem US-Justizministerium versucht haben, eine „irankritische“ Person über Venezuela in den Iran zu entführen. Alinejad vermutet, dass sie das Entführungsopfer werden sollte.

„Wir sagen Nein zu vierzig Jahren der Erniedrigung iranischer Männer und Frauen“, so Alinejad in ihrem Aufruf. Der Protest richte sich gegen „die Diskriminierung und Demütigung durch den obligatorischen Hijab, nicht gegen ein Stück Stoff“, erklärt sie.

In den vergangenen Jahren haben Frauen auf den iranischen Straßen ihre Schleier abgelegt und wurden daraufhin sowohl von Männern als auch Frauen angegriffen, weil sie gegen das islamische Recht verstoßen hätten. Die Aktionen seien „als Provokation gegen die öffentliche Ordnung“ zu verstehen.

So veröffentlichte die Journalistin Golnaz Esfandiari auf ihrem Twitter-Account ein Video, worauf eine Frau auf einem Kreisverkehr zu sehen ist und ihr Kopftuch ablegt. Kurz darauf wird sie von mehreren Autofahrern und Passanten umzingelt. Schreie sind zu hören.

Das in London sitzende Medien- und Nachrichtenunternehmen Manoto berichtet regelmäßig über das Geschehen im Iran, darunter auch die Protestaktionen der Frauen. Sie haben bereits am Dienstag mehrere Videos von Aktionen veröffentlicht, die Frauen beim Entfernen des Schleiers zeigen.