Mehr Leistung statt Vier-Tage-Woche: Arbeitgeber-Chef fordert „Bock auf Arbeit“
Verbandschef Steffen Kampeter sieht die deutsche Wirtschaft in Gefahr. Die Bürger hätten ihre Lust am Arbeiten verloren. Das liege auch an sozialer Politik.

Ob Vier-Tage-Woche oder flexiblere Homeoffice-Zeiten – immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen ein. Während andere Länder erste Pilotprojekte in Gang bringen, reagieren Arbeitgeber hierzulande mit Unverständnis. „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“, sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), in einem Interview mit dem Fachportal Table.Media.
Schuld am mangelnden Arbeitswillen der Deutschen sei demnach die Politik, so der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete. Durch soziale Auffangmaßnahmen wie staatliche Fürsorge, Energiepreisbremsen und „alle möglichen Formen der staatlichen Abfederung“ habe die Gesellschaft „vergessen oder verlernt, dass das Geld auch erwirtschaftet werden muss“. Ob in Schulen oder in Betrieben, so betont Kampeter, „wir brauchen Leistung.“
Arbeitgeber-Chef: Work-Life-Balance geht auch mit 39 Stunden
Umfragen zufolge wünschen sich gerade jüngere Generationen – in einigen Jahren ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung – einen Wandel hin zu kürzeren Arbeitszeiten und besserer Berufsqualität. Auch flexiblere Homeoffice-Möglichkeiten stehen hoch im Kurs. Ein groß angelegtes Pilotprojekt zur Einführung einer Vier-Tage-Woche in ausgewählten Unternehmen hatte zuletzt in Großbritannien für Aufruhr gesorgt. Das Ergebnis: 56 der 61 Arbeitgeber teilten nach Ende der sechsmonatigen Testphase mit, das Modell beibehalten zu wollen.
„Work-Life-Balance ist wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden“, räumt Arbeitgeber-Chef Kampeter in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview ein. Gute und effiziente Arbeit könne nur geleistet werden, wenn es daneben auch noch andere Dinge im Leben gäbe. „Aber mir ist doch wichtig zu betonen: Eine gute Work-Life-Balance bekommt man auch mit 39 Stunden Arbeit in der Woche hin.“
Rente mit 63? „Die Realität ist: Wir werden länger arbeiten müssen“
Auch Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, hatte erst kürzlich die ihrer Meinung nach gesunkene Arbeitsmoral junger Menschen kritisiert. Der Augsburger Allgemeinen sagte die ehemalige SPD-Vorsitzende am Montag: „Auch an die jüngere Generation gerichtet: Arbeit ist kein Ponyhof.“ Dem stimme Kampeter zu. „Leistung ist was wert“, so der ehemalige Finanzpolitiker, „Mehr noch: Wir brauchen Leistung.“
Auch durch die bevorstehende Rentenwelle sei es derzeit schlecht um die deutsche Wirtschaft bestellt, sagte Kampeter. Demzufolge müsste auch über die abschlagsfreie Rente mit 63 geredet werden. Viele gute Mitarbeiter gingen den Betrieben bald verloren, das wiederum sei eine Fehlleistung der Politik. „Die Bundesrepublik Deutschland kann nur besser und stärker werden, wenn wir hart und länger arbeiten. Die Realität ist: Wir werden länger arbeiten müssen – das braucht unser Land.“
