„Migrationshintergrund“: Fachkommission empfiehlt anderen Begriff

Der zusammenfassende Begriff solle nicht mehr verwendet werden, um eine mögliche Stigmatisierung zu vermeiden, heißt es in einem offiziellen Bericht.

Annette Widmann-Mauz, Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration (CDU)
Annette Widmann-Mauz, Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration (CDU)AFP/Fabrizio Bensch

Berlin-Eine Fachkommission der Bundesregierung empfiehlt eine Neudefinition des Begriffs „Migrationshintergrund“. Dieser sei vor rund 15 Jahren in die Statistik eingeführt worden, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) anlässlich der Übergabe eines Berichts der sogenannten Fachkommission Integrationsfähigkeit. Der Begriff umfasse mittlerweile viele sehr unterschiedliche Gruppen, so die Politikerin: „Das schmälert seine Aussagekraft.“

Nach aktueller Definition des Statistischen Bundesamts liegt ein sogenannter Migrationshintergrund vor, wenn man selbst nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde oder wenn dies bei mindestens einem Elternteil der Fall ist. Die Kommission empfiehlt - bei einigen abweichenden Meinungen - etwas anderes: Demnach sollten bei Bevölkerungserhebungen in dieser Kategorie nur noch Menschen erfasst werden, „die entweder selbst oder deren Elternteile beide seit dem Jahr 1950 in das heutige Bundesgebiet eingewandert sind“. Dabei solle unterschieden werden zwischen Menschen „mit und ohne eigene Migrationserfahrung“.

„Anders als bisher soll jedoch der zusammenfassende Begriff ‚Migrationshintergrund‘ nicht mehr verwendet werden, um Stigmatisierung zu vermeiden“, schreibt die Kommission. „Sofern beide Gruppen gemeint sind, wird als zusammenfassende Bezeichnung stattdessen ‚Eingewanderte und ihre (direkten) Nachkommen‘ vorgeschlagen“, heißt es in dem Bericht weiter. Darüber hinaus soll auch eine Differenzierung nach Staatsangehörigkeit weiter möglich sein.

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„Neues Verständnis von Deutschsein“

Es brauche ein neues Verständnis von Deutschsein, sagte Staatsministerin Widmann-Mauz. Es gehe um „ein Deutschsein, das Vielfalt und Einwanderungsgeschichte akzeptiert, aber gemeinsame Regeln und Werte respektiert. Dazu gehören das Grundgesetz, die Werte, Einigkeit und Recht und Freiheit.“ Außerdem müsse mehr dafür geworben werden, dass sich mehr Menschen einbürgern lassen.

Die 24 Mitglieder der Fachkommission kommen aus Wissenschaft und Praxis. Sie wurden vom Kabinett berufen und haben zwei Jahre lang beraten. Den Vorsitz führten die Berliner SPD-Politikerin Derya Çağlar und der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan (CDU). Die Empfehlungen der Kommission richten sich an Länder, Kommunen und Zivilgesellschaft und sollen in einem nächsten Schritt innerhalb der Bundesregierung beraten werden.