Ost-Jerusalem: Sieben Tote bei Angriff auf Synagoge

In einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem sind mehrere Menschen durch Schüsse getötet worden. Der Angreifer wurde laut Polizei „neutralisiert“.

Polizei und Rettungskräfte am Tatort in Ost-Jerusalem
Polizei und Rettungskräfte am Tatort in Ost-JerusalemAHMAD GHARABLI/AFP

Bei einem Schusswaffenangriff auf eine Synagoge im Osten Jerusalems sind am Freitag sieben Menschen getötet worden. Das teilten die Polizei und der Rettungsdienst Magen David Adom am Abend übereinstimmend mit. Eine Polizeisprecherin hatte die Zahl der Getöteten zuvor mit acht angegeben.

Der Angriff ereignete sich im von Siedlern bewohnten Stadtviertel Newe Jaakow im von Israel annektierten Ostteil Jerusalems. Laut der Jerusalem Post eröffnete ein Terrorist das Feuer auf Gläubige, die nach dem Freitagsgebet zum Beginn des Schabbat die Synagoge verließen. Der Angreifer habe sich der Synagoge gegen 20.30 Uhr Ortszeit (19.30 Uhr MEZ) genähert und dann geschossen, erklärte die Polizei.

Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom erlitten insgesamt zehn Menschen Schussverletzungen, darunter ein 70-jähriger Mann und ein 14-jähriger Junge. Die Verletzten seien in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht worden. Mehrere Menschen seien in kritischem Zustand.

Angreifer vor Ort von der Polizei „neutralisiert“

Polizisten seien sehr schnell am Tatort gewesen, hätten auf den „Terroristen“ geschossen und ihn „neutralisiert“, hieß es von der Polizei. Zunächst blieb unklar, ob der Angreifer getötet wurde. Entsprechende Berichte bestätigte die Polizei auf Anfrage nicht. Medienberichten in hebräischer Sprache zufolge suchte die Polizei nach möglichen weiteren Verdächtigen, die dem Schützen geholfen haben könnten.

„Ich habe viele Schüsse gehört“, berichtete der 18-jährige Student Matanel Almalem, der in der Nähe der Synagoge lebt. Nach dem Angriff untersuchte die Polizei am Tatort ein weißes Fahrzeug, das vermutlich dem Angreifer gehörte. Auch Israels rechtsextremer Sicherheitsministers Itamar Ben Gvir besuchte den Tatort.

Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt. Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas teilte mit, bei dem Anschlag handele es sich um eine Vergeltung für den Überfall der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Jenin am Donnerstag. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten waren neun Palästinenser getötet und 20 weitere verletzt worden. Eine so hohe Opferzahl bei einem einzigen israelischen Einsatz im Westjordanland hatte die UNO seit dem Ende der Zweiten Intifada, dem Palästinenser-Aufstand von 2000 bis 2005, bisher nie verzeichnet.

Raketen aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet abgefeuert

Am Freitag wurden aus dem Gazastreifen zunächst Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert, die die israelische Armee jedoch abfing. Israel führte daraufhin mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen aus. Ziele seien eine „unterirdische Raketenproduktionsstätte“ der radikalislamischen Palästinenserorganisation sowie eine Hamas-Basis im Norden des Gebiets gewesen, erklärte die Armee.

Nach den Luftangriffen war eine weitere Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern befürchtet worden. US-Außenminister Anthony Blinken will sich bei einem Nahost-Besuch am Montag und Dienstag um Deeskalation bemühen. Wie sein Sprecher sagte, hält Blinken, der am Sonntag bereits Ägypten besucht, auch nach dem Anschlag in Jerusalem an seinen Reiseplänen fest.

Palästinenser reagieren mit Freudenfeiern auf Anschlag in Jerusalem

Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland reagierten mit Freudenfeiern auf den Terroranschlag. Augenzeugen berichteten, wie Militante am Freitagabend in die Luft schossen und auf die Straßen strömten. 

Im Westjordanland und Ost-Jerusalem leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.