Mindestlohn bei zwölf Euro: Vor allem Frauen würden davon profitieren

Laut einer Studie gibt es rund 8,6 Millionen Arbeitsverhältnisse in Deutschland, in denen die Beschäftigen weniger als zwölf Euro brutto pro Stunde verdienen.

Niedriglohn-Jobs gibt es vor allem in der Gastronomie, in der Gebäudebetreuung und im Einzelhandel (Symbolbild).
Niedriglohn-Jobs gibt es vor allem in der Gastronomie, in der Gebäudebetreuung und im Einzelhandel (Symbolbild).dpa/Caroline Seidel

Berlin-Von einem Zwölf-Euro-Mindestlohn, den die angestrebte Ampel-Koalition im Bund anpeilt, könnten einer Studie zufolge Millionen Bundesbürger profitieren. Derzeit gebe es in Deutschland etwa 8,6 Millionen Arbeitsverhältnisse, in denen die Entlohnung unter zwölf Euro brutto liege, heißt es in der am Donnerstag publizierten Analyse der Hans-Böckler-Stiftung. Niedriglohn-Jobs gibt es vor allem in der Gebäudebetreuung, in der Gastronomie und im Einzelhandel. Etwa zwei Drittel der Betroffenen, die von einer Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro profitieren würden, sind Frauen.

Beschäftigte ohne Tarifvertrag dreimal so häufig von Niedriglohn betroffen

Durch die Anhebung des Mindestlohns würde vor allem die Entlohnung von Beschäftigten ohne Tarifvertrag verbessert, hieß es in der Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung. Denn diese seien derzeit rund dreimal so häufig von Löhnen unter zwölf Euro betroffen wie Beschäftigte, die nach Tarif bezahlt würden.

Für viele Beschäftigte würde die Erhöhung eine spürbare Lohnsteigerung bringen, erklärte WSI-Arbeitsmarktexperte Toralf Pusch. Denn in 7,3 Millionen Fällen sei von der Mindestlohnzahlung der Hauptjob betroffen. Bei 1,3 Millionen Menschen gehe es um Nebentätigkeiten.

Eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro würde laut WSI in der Gesamtgruppe der Beschäftigten, die nach Tarifvertrag bezahlt werden, eine durchschnittliche Lohnerhöhung von einem Prozent bewirken. Unter den Beschäftigten ohne Tarif würden die Löhne hingegen um durchschnittlich 4,1 Prozent steigen. Die Zahlen zeigten, dass der höhere Mindestlohn „keinen tiefen Eingriff in die Tarifautonomie“ bedeute, erklärte Pusch. Er wäre „vor allem eine wirksame Stütze zur Stabilisierung der Löhne von Beschäftigten ohne Tarifvertrag.“

Ampel-Koalition will Mindestlohnanpassung zügig umsetzen

Derzeit liegt der gesetzliche Mindestlohn bei 9,60 Euro pro Stunde. Nach ihren Sondierungsgesprächen hatten SPD, Grüne und FDP Mitte Oktober in einem gemeinsamen Papier verlautbaren lassen, dass sie das Minimum auf zwölf Euro anheben wollen. Sollte es zur Koalition kommen, dürfte dieser Plan zügig umgesetzt werden. Die Hans-Böckler-Stiftung macht Forschung für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), sie versteht sich als arbeitnehmernah.