Missbrauchs-Gutachten: Papst Benedikt räumt Falschaussage ein

Der emeritierte Papst hat eingeräumt, bei einer umstrittenen Sitzung dabei gewesen zu sein. Ein Kirchenrechtler wirft ihm vor, nicht die Wahrheit zu erzählen.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten eine falsche Aussage gemacht zu haben (Archivfoto). 
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten eine falsche Aussage gemacht zu haben (Archivfoto). dpa/Daniel Karmann

Papst Benedikt XVI. hat bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising eine falsche Aussage gemacht. Das räumte der emeritierte Papst am Montag in einer Stellungnahme seines Privatsekretärs Georg Gänswein ein, die er der katholischen Nachrichtenagentur (KNA) gab.

Er reagierte damit vier Tage nach Veröffentlichung eines Missbrauchs-Gutachtens, das Benedikt schwer belastet hatte. Demnach hat er jetzt zugegeben, doch bei einer umstrittenen Sitzung im Jahr 1980 dabei gewesen zu sein, bei der über einen Priester gesprochen wurde, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Das hatte er bisher abgestritten. Der Priester wurde danach wieder im Bistum eingesetzt und missbrauchte erneut Kinder.

Kirchenrechtler: Papst Benedikt sagt nicht die Wahrheit

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller hat dem emeritierten Papst Benedikt XVI. am  Montag vorgeworfen, weiterhin die Unwahrheit zu sagen. Zwar habe Benedikt in seiner am Stellungnahme zugegeben, an einer entscheidenden Sitzung in München im Jahr 1980 teilgenommen zu haben. Er bestreite aber weiterhin wahrheitswidrig, etwas über die Vorgeschichte des pädophilen Priesters Peter H. gewusst zu haben. „Dies ist erneut eine Unwahrheit, wie das in der vergangenen Woche vorgestellte Gutachten von Westpfahl Spilker Wastl beweisen konnte“, sagte Schüller der dpa.

„Joseph Ratzinger verstrickt sich immer mehr in seine Lügengebilde und wird auch durch die angekündigte ausführliche Stellungnahme den irreparablen persönlichen Schaden für sich und sein Lebenswerk nicht mehr beseitigen können. Er beschädigt damit dauerhaft das Papstamt und damit die katholische Kirche“, so Schüller. 

Opfer-Vertreter Katsch enttäuscht über Papst Benedikts Stellungnahme

Der Sprecher der Opferinitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, hat sich enttäuscht über die Stellungnahme geäußert. Benedikt habe sich nur dafür entschuldigt, dass er eine falsche Angabe zu seiner Teilnahme an einer Sitzung im Jahr 1980 gemacht habe. „Entschuldigen müsste er sich eigentlich für den ganzen Vorgang, denn er ist mit dafür verantwortlich, dass dieser Priestertäter anschließend jahrzehntelang Kinder im Bistum gefährden konnte“, sagte Katsch. „Das ist ja der eigentliche Skandal.“

Es sei ein Muster in der katholischen Kirche, immer nur das zuzugeben, was sich nicht mehr bestreiten lasse. „Damit trägt er dazu bei, dass man wirklich das Gefühl hat, man kann ihnen nichts glauben.“ Viel besser wäre es, die Größe zu haben, den Fehler zuzugeben und dafür um Verzeihung zu bitten, sagte Katsch.