Mörder von Fritz von Weizsäcker tot in seinem Bett gefunden
Gregor S. brachte 2019 den Sohn des einstigen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker um. Nun wurde er tot im Maßregelvollzug in Berlin aufgefunden.

Berlin-Der Mörder von Fritz von Weizsäcker, Gregor S., ist tot. Der 59-Jährige ist am Ostermontag in seinem Bett im Maßregelvollzug, einer Klinik für psychisch kranke Straftäter, leblos aufgefunden worden. Das wurde der Berliner Zeitung aus dem Maßregelvollzug bestätigt. Die Todesursache sei derzeit noch unbekannt, heißt es. Hinweise auf einen Suizid gebe es nicht. Über Vorerkrankungen sei nichts bekannt gewesen, so ein Insider. Der Leichnam wurde obduziert. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Gregor S. hatte Fritz von Weizsäcker, den Chefarzt der Schlosspark-Klinik in Charlottenburg, am 19. November 2019 nach einem öffentlichen Vortrag mit einem Messer attackiert. Der Sohn von Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker erlag noch am Tatort seinen schweren Verletzungen. Der Täter konnte überwältigt und festgenommen werden.
Gregor S., der aus Andernach in Rheinland-Pfalz stammt, wurde am 8. Juli 2020 von einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts wegen Mordes und versuchten Mordes an einem Polizisten, der Fritz von Weizsäcker zu Hilfe geeilt war, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Da der Lagerist psychisch krank und zur Tatzeit vermindert schuldfähig war, ordneten die Richter die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
In seinem Urteil erklärte die Kammer, dass der gelernte Lagerist den Vater von vier Kindern aus Hass auf die Familie von Weizsäcker ein Messer in den Hals gerammt hatte. Der 59-jährige Professor sei zum Tatzeitpunkt völlig arg- und wehrlos gewesen, so die Richter. Gregor S. habe mit einem Messer wuchtig und in Tötungsabsicht auf den Arzt eingestochen. In der Anklage war von Rache an der Familie von Weizsäcker aus Gründen der Kollektivschuld die Rede.
Gregor S. hatte im Prozess die Tat eingeräumt und keinerlei Reue gezeigt. Den Mord an Fritz von Weizsäcker bezeichnete er als sein Lebensziel. S. hatte den Vater seines Opfers für die Operation Ranch Hand mitverantwortlich gemacht, bei der die USA im Vietnamkrieg durch den Einsatz von Entlaubungsmitteln wie Agent Orange Hundertausende Vietnamesen getötet oder vergiftet haben.
1991 habe er im Spiegel einen Beitrag über den Einsatz des Entlaubungsmittels im Vietnamkrieg gelesen, hatte Gregor S. im Prozess erzählt. Der Beitrag hieß „Der Tod aus Ingelheim“ und beleuchtete die Rolle einer Firma, die Säure für Agent Orange geliefert haben soll. Richard von Weizsäcker hatte in den 1960er-Jahren im Vorstand dieser Firma gesessen. Gregor S. gab an, nach der Lektüre dieses Artikels traumatisiert gewesen zu sein.
Bereits 2001 soll Gregor S. versucht haben, einen Anschlag auf Richard von Weizsäcker zu begehen. Als der einstige Bundespräsident 2005 starb, fokussierte sich der Hass des Mannes auf die Familie.
Gregor S. hatte nach dem Urteil Rechtsmittel eingelegt, um in Haft zu kommen und nicht in den Maßregelvollzug. Der Bundesgerichtshof verwarf die Revision als unbegründet, das Urteil wurde rechtskräftig. Aus dem Maßregelvollzug, in dem der Mörder Gregor S. nun starb, heißt es, der Mann habe auch während seiner Unterbringung zu seiner Tat gestanden. Deswegen sei er unter Mitinsassen unbeliebt gewesen.
