Moria: Österreich wird dem deutschen Weg nicht folgen

Kanzler Sebastian Kurz lehnt es weiterhin strikt ab, Asylsuchende aus dem abgebrannten Flüchtlingslager auf Lesbos aufzunehmen. Kurz warnt davor, „dieselben Fehler zu machen wie im Jahr 2015“.

Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).Foto: imagoimages/photonews.at

Wien-Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat seine ablehnende Haltung zur deutschen Linie bekräftigt, Menschen aus dem nahezu vollständig zerstörten Migrantenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos aufzunehmen.„Wir werden dem deutschen Weg hier nicht folgen“, sagte der Regierungschef am Dienstag bei einem Kasernenbesuch in Niederösterreich. „Ich gehe auch davon aus, dass sehr viele europäische Länder diesem Weg, Flüchtlinge in großer Zahl aus Griechenland aufnehmen, nicht folgen werden“, so Kurz weiter.

Österreich habe im Jahr 2020 rund 3700 Minderjährigen durch eine positive Entscheidung im Asylverfahren Schutz gewährt. Es sei wichtig, diese zunächst zu integrieren, statt „ständig neue aufzunehmen“, sagte der ÖVP-Chef. Österreich warnt ähnlich wie Dänemark bereits seit mehreren Tagen vor einem „Sogeffekt“ und mehr Flüchtlingen, wenn Migranten jetzt in Europa verteilt würden. „Wenn wir diesem Druck jetzt nachgeben, dann riskieren wir, dass wir dieselben Fehler machen wie im Jahr 2015“, so Kurz.

Auch mehrere osteuropäische Länder wie Polen oder Ungarn lehnen die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem abgebrannten Lager kategorisch ab.

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Als Gegenentwurf zur deutschen Strategie bringt Österreich unterdessen einen umfangreichen Hilfstransport für die Menschen aus dem weitgehend zerstörten Migranten-Lager Moria auf Lesbos auf den Weg. Eine große Transportmaschine werde voraussichtlich am Mittwoch von Wien nach Athen starten, teilte das österreichische Innenministerium am Dienstag mit.

Das Soforthilfepaket umfasst nach bisherigen Angaben 400 voll ausgestattete Hilfs-Unterkünfte mit Heizungen für insgesamt 2000 Menschen. Geplant ist nach Regierungsangaben zudem die Verdoppelung des Auslandskatastrophenfonds auf 50 Millionen Euro.