Moskau: Russisches Militär setzt erstmals Hyperschallraketen in der Ukraine ein

Staatschef Wladimir Putin bezeichnete die eingesetzten Raketen als unbesiegbar. Sie könnten auch die in Europa stationierten US-Luftabwehrsysteme überwinden.

Das Archivbild zeigt den Abschuss einer russischen Hyperschallrakete des Typs Zirkon.
Das Archivbild zeigt den Abschuss einer russischen Hyperschallrakete des Typs Zirkon.imago

Das russische Militär hat nach Regierungsangaben Hyperschallraketen für Angriffe im Westen der Ukraine eingesetzt. Mit dem Raketensystem Kinschal sei dort am Vortag ein unterirdisches Waffenlager zerstört worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag. Das Lager mit Raketen und Munition habe sich im Dorf Deljatyn befunden, das rund hundert Kilometer von der Grenze zum Nato-Mitgliedstaat Rumänien entfernt liegt.

Die Kinschal-Raketen können nach russischen Angaben alle Luftabwehrsysteme umgehen. Ihr Einsatz war nach Angaben der staatlichen Agentur Ria Novosti ein Novum. Der erste erfolgreiche Test dieser Hyperschallraketen wurde von Russland 2018 gemeldet. Seither wurde sie mehrfach bei Manövern eingesetzt.

Bei Test: Kinschal-Rakete trifft alle Ziele in tausend Meter Entfernung

Die Kinschal-Raketen und die des Typs Zirkon gehören zu einer neuen von Russland entwickelten Waffengattung, die Staatschef Wladimir Putin als unbesiegbar bezeichnet hatte. Sie können demnach auch die in Europa stationierten US-Luftabwehrsysteme überwinden.

Bei den Tests im Jahr 2018 trafen die Kinschal-Raketen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums ausnahmslos alle Ziele, die teils mehr als tausend Kilometer entfernt lagen. Die Kampfflugzeuge des Typ Mig-31 werden mit den Hyperschallraketen ausgerüstet.

Der Einsatz in der Ukraine kommt zu einem Moment, da die russische Armee trotz gegenteiliger Ankündigungen offenbar noch nicht die gesamte Lufthoheit über der Ukraine errungen zu haben scheint; die ukrainische Luftabwehr ist nach wie vor in der Lage, der russischen Seite Verluste zuzufügen.

Der russische Militärexperte Pawel Felgenhauer sagte, der Einsatz der Kinschal-Rakete werde Russland im Ukraine-Krieg nicht unbedingt einen strategischen Vorteil verschaffen –wohl aber einen psychologischen. „Am Ende wird es nicht das Kampfgeschehen verändern – aber es hat einen Effekt für die psychologische Propaganda mit dem Ziel, aller Welt Angst einzujagen“, sagte Felgenhauer.

Zum russischen Arsenal an Hyperschallraketen gehören neben Kinschal auch die Raketen des Typs Awangard und Zirkon. Awangard erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 33.000 Stundenkilometern, kann mit einem atomaren Sprengkopf bestückt werden und nach russischen Angaben sogar Ziele in 6000 Kilometern Entfernung treffen. Nach dem ersten erfolgreichen Test einer Awangard im Dezember 2018 rühmte der russische Staatschef Wladimir Putin die neuen Raketen als „praktisch unbesiegbar“.

Hyperschallraketen sind nicht unbedingt schneller als ballistische Raketen, denn sie fliegen in niedrigerer Höhe und werden durch die Erdatmosphäre abgebremst. Ihr großer Vorteil gegenüber ballistischen Raketen besteht darin, dass sie gut steuerbar und somit für den Gegner unberechenbar sind.

Der Erfolg Russlands bei der Entwicklung der Hyperschallraketen brachte andere Staaten wie Nordkorea und China dazu, ihr Programm für diesen Raketentyp zu beschleunigen. Inzwischen haben beide Länder nach eigenen Angaben Hyperschallraketen getestet. Auch in den USA wird an der Entwicklung dieser Raketen gearbeitet.