Geburtsklinik bombardiert: Russland und Ukraine beschuldigen sich gegenseitig

Der Bombenangriff auf das Gebäude einer Geburtsklinik in Mariupol löste im Westen Empörung aus. Russland stellt die Situation anders dar.

Blick in die beschossene Geburtsklinik in Mariupol.
Blick in die beschossene Geburtsklinik in Mariupol.AP/Evgeniy Maloletka

Die Bombardierung eines Krankenhauses in der ukrainischen Stadt Mariupol sorgt für Entsetzen und gegenseitige Beschuldigungen der Kriegsparteien. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von drei getöteten Zivilisten und 17 Verletzten bei dem Angriff. Ob sich zum Zeitpunkt des russischen Angriffs ukrainische Kämpfer in der Klinik aufhielten - wie von Russland behauptet - ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

UN-Sprecher Stephane Dujarric sagte dazu in New York: „Das dortige Menschenrechtsteam hat bestätigt und dokumentiert, was sie als wahllosen Luftangriff auf das Krankenhaus bezeichneten, und dass das Krankenhaus zu dieser Zeit Frauen und Kinder versorgte.“ Der britische Premierminister Boris Johnson schrieb bei Twitter: „Es gibt wenige Dinge, die verkommener sind, als die Verletzlichen und Hilflosen ins Visier zu nehmen.“ Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von „barbarischer Anwendung militärischer Gewalt gegen Zivilisten“.

Entgegen der offiziellen UN-Einschätzung hat das russische Verteidigungsministerium die ukrainische Darstellung über den Angriff auf das Gebäude einer Geburtsklinik in Mariupol als „informelle Provokation des Kiewer Regimes“ bezeichnet. „Der Luftangriff, der angeblich stattgefunden hat, ist eine vollständig orchestrierte Provokation, um die antirussische Aufregung beim westlichen Publikum aufrechtzuerhalten“, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Donnerstag. Das am Mittwoch attackierte Gebäude sei zuletzt als Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow genutzt worden.

Der Gebäudekomplex inklusive der Geburtsklinik wurde nach ukrainischen Angaben vollständig zerstört. Die Klinik habe zuvor 390 Betten gehabt. In der gynäkologischen Abteilung habe es 1700 Geburten pro Jahr gegeben.