Mutter in Solingen soll Kinder betäubt und erstickt haben

Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich am Freitag zu der Tötung der fünf Kinder im Solinger Stadtteil Hasseldelle geäußert.

Die Spurensicherung am Tatort in Solingen.
Die Spurensicherung am Tatort in Solingen.AP Photo/Martin Meissner

Solingen-Die fünf tot aufgefundenen Kinder aus Solingen sind den Ermittlern zufolge vermutlich erstickt. Es gebe auch Hinweise, dass sie sediert worden seien, sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz, ohne Details zu nennen. Das habe die Obduktion der Leichen ergeben. Über den genauen Tatablauf könnten noch keine Aussagen getroffen werden. Toxikologische Ergebnisse stünden noch aus.

Es seien keine Anzeichen für scharfe oder stumpfe Gewalt festzustellen gewesen, sagte Marcel Maierhofer, Leiter der Mordkommission. Alle Kinder seien im Bett liegend aufgefunden worden. „Wir können zum Motiv nur mutmaßen, dass es aus der zerrütteten Ehe zum Kindsvater resultiert ist“, so Maierhofer. Es sei davon auszugehen, dass die 27-jährige Mutter „die Tat in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen“ habe.

Die insgesamt sechs Kinder stammen von verschiedenen Vätern. Keiner der drei Männer sei tatverdächtig, sagte Einsatzleiter Robert Gereci. Einzig tatverdächtig sei die Mutter, so Gereci. Die Ermittler haben Haftbefehl für die Mutter beantragt. Der Vorwurf laute auf Mord in fünf Fällen, sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt. Die 27-Jährige sei nach einem mutmaßlichen Suizidversuch weder vernehmungs- noch haftfähig - deshalb könne das zuständige Gericht über den beantragten Haftbefehl noch nicht entscheiden.

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Nach einer Alarmierung durch die Großmutter der Kinder hatten Polizisten am Donnerstag die fünf getöteten Kinder in der Familienwohnung in Solingen entdeckt. Es handelt sich um drei Mädchen im Alter von 18 Monaten, zwei und drei Jahren sowie zwei Jungen im Alter von sechs und acht Jahren. Ein sechstes Kind überlebte, die Mutter schickte den elf Jahre alten Jungen zur Großmutter.

Die Familie der fünf getöteten Kinder aus Solingen war dem städtischen Jugendamt vor der Tat bereits bekannt. „Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche Hilfsangebote unterbreitet“, teilte die Stadt am Freitag mit, ohne Details zu nennen. „Erkenntnisse zu Auffälligkeiten oder einer potenziellen Gefährdung der Kinder gab es zu keinem Zeitpunkt.“ Weitere Angaben könnten mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Familienmitglieder nicht gemacht werden, schrieb die Stadtverwaltung.

Der Fall löste weithin Bestürzung aus. Er mache „traurig, wütend und fassungslos zugleich“, hieß es am Freitag in einer Reaktion von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Die Tat übersteige „unsere Vorstellungskraft von dem, was Menschen imstande sind zu tun“. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte in Düsseldorf, der Fall lasse „einen im Tagesgeschäft innehalten“ und an die „wichtigen Dinge im Leben“ denken. „Unsere Behörden werden jetzt alles tun, um diesen Vorgang aufzuklären.“

Hilfe-Nummern
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de 

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de