Nach Debatte mit Wagenknecht: Lügen-Vorwurf gegen Louis Klamroth – WDR reagiert

Bei „Hart aber fair“ ging es am Montag hoch her. Eine Aussage von Moderator Klamroth stößt im Netz auf heftige Kritik. Der WDR veröffentlicht einen Faktencheck.

„Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth
„Hart aber fair“-Moderator Louis Klamrothimago

Nach einem Wortgefecht zwischen der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und Moderator Louis Klamroth in seiner Sendung „Hart aber fair“ am Montag schlagen Klamroth schwere Vorwürfe in den sozialen Medien entgegen. Auf Twitter trendet am Donnerstag der Hashtag „#KlamrothLügt“. Nun hat der WDR einen Faktencheck zur Sendung veröffentlicht. Was war geschehen?

In der Sendung am Montag ging es um Kriegsverbrechen in der Ukraine, im besonderen um Vergewaltigungen. Wagenknecht führte dabei an: „Die UN-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen, auch in diesem Krieg: Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen, und wenn man sie beenden will, wenn man sie beenden will, dann muss man diesen Krieg beenden.“

Moderator Louis Klamroth hielt dem Aussagen der Vereinten Nationen entgegen, dass es keine Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten gebe und dass Vergewaltigungen zur russischen Kriegsstrategie gehörten. Daraufhin sagte Wagenknecht: „Das stimmt so nicht.“ Die UN habe eindeutig gesagt, dass Kriegsverbrechen in jedem Krieg passierten. Klamroth konterte mit dem Hinweis, dass es um Vergewaltigungen gehe. Wagenknecht führte Vergewaltigungen im Donbass durch das ukrainische Asow-Batallion an. Das Wortgefecht endete ergebnislos.

Vergewaltigungen im Ukraine-Krieg: WDR reagiert mit Faktencheck

In einem Faktencheck, den der WDR am Mittwoch veröffentlichte, heißt es zur Streitfrage: „Richtig ist, dass die Vereinten Nationen Hinweise darauf haben, dass auch von ukrainischer Seite Verbrechen begangen wurden. In ihrem Bericht über die Behandlung von Kriegsgefangenen kam die Leiterin der UN-Menschrechtsdelegation in der Ukraine, Matilda Bogner, im November vergangenen Jahres zu dem Ergebnis, dass sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite Kriegsgefangene geschlagen, gefoltert und auch getötet wurden.“

Der Bericht basiere auf der Befragung von 159 ukrainischen und 175 russischen Kriegsgefangenen. So berichtete die Mehrheit der ukrainischen Gefangenen, während ihrer Internierung Folter und Misshandlungen ausgesetzt worden zu sein. „Ebenso dokumentierte die UN Fälle von Folter und Misshandlungen durch ukrainische Streitkräfte – meist bei der Festnahme, dem ersten Verhör oder dem Transport in ein Gefangenenlager“, schreibt der WDR.

Der Bericht von Matilda Bogner komme zu dem Schluss, dass ukrainische Kriegsgefangene „systematisch“ von russischen Truppen misshandelt werden. „Eine ‚systematische‘ Misshandlung russischer Soldaten durch ukrainische Truppen konnte die UN nicht feststellen.“, heißt es im WDR-Faktencheck weiter.

Einspieler in der Sendung „Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten liegen der UN nicht vor“

In einem Einspieler hieß es „Die Vereinten Nationen sammeln seit Beginn des Krieges Informationen zu Vergewaltigungen: Es gibt dazu verschiedene Aussagen, Stellungnahmen, Berichte. Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten liegen der UN demnach nicht vor.“

Dazu schreibt der WDR im Faktencheck: „Mittlerweile ist uns ein Bericht der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Juli 2022 bekannt, in dem auch sexualisierte Gewalt auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet berichtet wird. Auch in diesem Bericht, wird der Großteil der verübten Verbrechen den Russen angelastet.“ Die UN-Menschenrechtskommissarin schrieb dazu: „Die meisten Fälle wurden in den von den russischen Streitkräften kontrollierten Gebieten begangen, aber es gab auch Fälle, die in von der Regierung kontrollierten Gebieten begangen wurden.“ 

In einem Bericht aus dem September werden den russischen Streitkräften 30 Taten sexualisierter Gewalt vorgeworfen, den ukrainischen Streitkräften zwei Fälle. In einem Folgebericht der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Dezember ist von 86 Fällen sexualisierter Gewalt im Zusammenhang mit dem Krieg die Rede. In diesem Bericht wurden alle Vorfälle, in denen konkret Aussagen über die Täter gemacht werden, ausschließlich russischen Soldaten zugeordnet. Die Berichte aus dem Juli und September waren in einer ursprünglichen Version des Faktenchecks nicht erwähnt, wie der WDR offenlegte. 

#ManafHassanLügt: Kritiker der Lügenvorwürfe starten Gegen-Trend

Auf Twitter wird seitdem vermehrt ein verkürzter Ausschnitt aus dem Faktencheck geteilt, in dem auf die sexualisierte Gewalt auf ukrainischem Gebiet verwiesen wird. Kritikerinnen und Kritiker interpretieren dies nun als Beweis dafür, dass Klamroth gelogen haben soll.

Der Anti-Fake-News-Blog Volksverpetzer legte am Donnerstag ebenfalls einen Faktencheck  zum Thema Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Darin wird der Blogger Manaf Hassan, der den Hashtag über Klamroth lanciert hatte, als Desinformationsverbreiter bezeichnet.

„Manaf Hassan wurde für seine Leugnung der russischen Schuld an den Verbrechen sogar 7 Tage von Twitter gesperrt“, schreibt der Volksverpetzer. „Derselbe Lügner springt nun Wagenknechts Relativierung von Vergewaltigungen und Kriegsverbrechen zur Seite“, heißt es weiter. Daraufhin verbreitete sich auf Twitter auch der Hashtag #ManafHassanLügt.


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